Profil:Erich Sixt

Unternehmer, der nun angeblich aufhören will.

Von Dieter Sürig

Vor einem Politiker hat er dann doch so viel Fracksausen gehabt, dass er ihn nicht für eine Anzeige nutzte: Dem gewesenen US-Präsidenten Donald Trump widmete Erich Sixt nie ein freches Motiv, das für seine Fahrzeuge werben sollte. Mit Angela Merkels Sturmfrisur, Peer Steinbrücks Stinkefinger oder Heinz-Christian Straches Ibiza-Affäre hatte er dies hingegen gewagt. Aber Trump? "Wenn Trump dann einen Tweet absetzt, ist Sixt erledigt", fürchtete er.

Auch sonst ist Sixt eher ein Vernunftmensch; so hemdsärmelig er sich gerne gibt. Er will sich im Juni tatsächlich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen, um seine Söhne Alexander, 41, und Konstantin, 38, als gleichberechtigte Vorstandschefs ranzulassen. Seit 2015 sind sie bereits in dem Gremium. "Ich nähere mich dem 77. Geburtstag", sagt Erich Sixt, er ist also ein Jahrzehnt übers Rentenalter hinaus an der Spitze geblieben - was ihn indes nicht davon abhält, nun den Satz zu formulieren, er vollziehe den Generationswechsel "lieber früher als zu spät". Ob es ihm schwerfällt, nach 50 Jahren abzutreten? "Das ist keine emotionale Frage." Es gehe schließlich darum, was für das Unternehmen das Beste sei. "Der Vorstand ist Diener des Unternehmens und verantwortlich für das Schicksal Tausender Mitarbeiter, da spielt es keine Rolle, ob es Spaß macht oder nicht".

Jetzt wechselt er an die Spitze des Aufsichtsrats

Zumindest mit seinen Worten will er also nicht den Eindruck erwecken, zuerst bis 77 im Amt zu bleiben und sodann die Sorte Patriarch zu werden, die ihren Nachfolgern tagtäglich reinredet. Was die Taten betrifft: Ein klassisches Rentnerleben plant er schon mal nicht, sondern den in Deutschland lange üblichen Wechsel von der Spitze des Vorstands an die Spitze des Aufsichtsrats. Das Unternehmertum hat er ohnehin nie als Berufstätigkeit gesehen, sondern mal als "Daseinsform" bezeichnet. "Ein Unternehmer muss verstehen, dass sich die Zeiten ändern", sagt er nun. Dazu gehöre die Digitalisierung des Geschäfts, die seine Söhne so gut beherrschten. Sixt sei eben kein klassischer Autovermieter mehr, zu den Geschäftsfeldern gehören auch Auto teilen, Taxivermittlung und Auto-Abo, alles verknüpft mit 2200 Stationen weltweit.

Seine Wahl in den Aufsichtsrat ist unstrittig; Familie Sixt hält 58,3 Prozent an dem börsennotierten Unternehmen aus Pullach. Erich Sixt dachte übrigens nie daran, Sixt zu verkaufen: "Ich sehe das Unternehmen nicht als Handelsobjekt", sagt er bei Verkaufsgerüchten. Seine Bereitschaft, immer neue Geschäfte auszuprobieren, begründete er so: "Wenn das autonome Fahren kommt, dann vermieten wir eben selbstfahrende Autos." Ähnlich ist es mit dem Elektroauto, das er wegen der geringen Reichweite skeptisch betrachtet. Letztlich gilt für ihn: "Wir liefern die Fahrzeuge, die der Kunde will", 2019 nahm er E-Scooter ins Programm.

Zum Schluss noch ein kleiner Gewinn. Aber nicht so erzielt wie sonst

Zum Abschied kam diese Pandemie. 2019 hatte Sixt fast 250 Millionen Euro Konzerngewinn gemacht, 2020 hingegen nur noch zwei Millionen Euro. Erich Sixt spricht trotzdem vom "idealen Zeitpunkt", um aufzuhören. Immerhin, "ich habe in 50 Jahren noch nie einen Verlust erlitten, da bin ich stolz drauf", sagt er. "Ich möchte nicht als CEO abtreten und verzeichne im letzten Jahr noch einen Verlust". Da ist es für ihn ja ein Glück, dass der Gewinn daher rührt, dass Sixt die Leasingsparte für 155 Millionen Euro verkauft hat. Ein bisschen getrickst also, diese Angabe? Ja, der Verkauf, sagt Erich Sixt: "Das stimmt, ändert aber nichts an der Tatsache."

Sixt kokettiert damit, viele Krisen überstanden zu haben, anfangs die Ölkrise: Nachdem er die Firma mit einer Million Mark Umsatz von seinem Vater übernommen hatte, musste er 1973 von einer Brücke aus auf eine leere Autobahn schauen - Sonntagsfahrverbot. So schließt sich der Kreis: Wieder ist Krise, wieder startet eine neue Generation, doch Sixt gibt sich optimistisch: "Wir sehen die Morgenröte nach einer langen Nacht", sagt er, "es ist Frühling in Pullach".

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