Einmal, in einer schon ferneren Vergangenheit, hörte man mit, wie ein Kollege einer Kollegin das Du anbot und sie kühl antwortete: „Wenn Sie meinen.“ Das war, noch bevor vor zwanzig Jahren der schwedische Billy-Regal-Hersteller Ikea begann, einen von jeder Litfaßsäule aus schwer anzukumpeln: „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ Seitdem, nur so ein Gefühl, ist das Du im gesellschaftlichen Zusammenleben schwer gesellschaftsfähig geworden. Ergraute Eltern von volljährigen Kindern duzen sich beim ersten Aufeinandertreffen, Azubis zunehmend ihre Chefs, Kaffeeketten-Mitarbeiter sowieso jeden, der vor ihnen auftaucht. Ganz vorne dabei ist, wer seine Arbeits-E-Mail-Signatur gleich mit #gerneperdu versieht. Der Duden scheint da insofern nicht ganz mit der Zeit gegangen zu sein, wenn er über das Personalpronomen in der zweiten Person Singular schreibt, es sei eine „Anrede an verwandte oder vertraute Personen und an Kinder, an Gott oder göttliche Wesenheiten, gelegentlich noch an Untergebene“. Wobei auch die „Duzen wir uns noch oder Siezen wir uns schon?“-Frage bisweilen aufkommen kann. Gerade griff Annalena Baerbock in der TV-Wahlkampf-Schlussrunde Christian Linder siezend an. Der reagierte etwas konsterniert: „Bisher haben wir uns immer geduzt.“
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Informelle Ansprache im Deutschen, über deren Anwendung Annalena Baerbock und Christian Lindner sich in ihrer Beziehung zueinander nicht ganz einig sind.
Von Mareen Linnartz
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