Selbstbestimmungsgesetz:Einfach sein

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Endlich soll das "Transsexuellengesetz" abgeschafft werden. An seiner Stelle kommt ein Recht darauf, selbst zu bestimmen, als wer ein Mensch leben möchte. Das ist ein wichtiger Schritt zu einer offenen Gesellschaft.

Kommentar von Sophie Aschenbrenner

Endlich kommt es weg, das "Transsexuellengesetz" (kurz TSG), das für Betroffene vor allem eines bedeutet: Leid. Das geplante Selbstbestimmungsgesetz soll allen Menschen ermöglichen, ihren Vornamen sowie ihr Geschlecht unkompliziert beim Standesamt ändern zu lassen. Bisher müssen trans Personen, also Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, für eine Personenstandsänderung mehrere Untersuchungen, intime Fragen und psychologische Gutachten über sich ergehen lassen. Das ist teuer, entwürdigend und psychisch belastend.

Das neue Gesetz macht den Prozess zu einem reinen Verwaltungsakt - ohne, dass sich Betroffene für ihre Existenz rechtfertigen müssen. Für sie ist das Leben ohnehin anstrengend genug. Vor der Entscheidung, Geschlecht und Name vor dem Gesetz zu ändern, liegen oft Jahre voller Zweifel. Das neue Gesetz ermöglicht etwas, das selbstverständlich sein sollte: Dass Menschen auch offiziell mit dem Geschlecht leben können, dem sie angehören. Das TSG steht seit 40 Jahren, also seit seinem Bestehen, in der Kritik, Verbände wirken ehrenamtlich schon lange darauf hin, es abzuschaffen. Dass es erst jetzt dazu kommt, liegt auch daran, dass Politik in Deutschland vor allem von Menschen gemacht wird, die nicht marginalisierten Gruppen angehören. Erst seit September 2021 sitzen mit Nyke Slawik und Tessa Ganserer (beide Grüne) zwei offen als trans lebende Menschen im Bundestag.

Das Selbstbestimmungsgesetz erleichtert das Leben für trans Menschen und ist ein wichtiges Zeichen. Es darf aber kein Schlusspunkt sein. Trans Menschen werden auch hierzulande überdurchschnittlich oft Opfer von Diskriminierung und Gewaltverbrechen, sie sind häufiger arm und arbeitslos. Das neue Gesetz ist ein wichtiger Schritt, es ist ein Grund zum Feiern. Doch es kann nur ein Baustein sein für eine Gesellschaft, in der trans Menschen sicher leben können.

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