Süddeutsche Zeitung

Seilbahnunglück:Gier, die Leben kostet

Der Albtraum am Lago Maggiore: Drei Männer werden verhaftet, weil sie das Restrisiko namens Tod in Kauf nahmen.

Von Andrea Bachstein

Am Monte Mottarone ist der Albtraum wahr geworden, der so manchen befällt beim Einstieg in eine Seilbahn: Die Gondel stürzt in die Tiefe, zerschellt an Felsen, Bäumen, Masten. Jeder tritt solche Bergfahrten an im Vertrauen auf Technik, Kontrolle und das Verantwortungsbewusstsein der Betreiber. 14 Menschen bezahlten dieses Vertrauen am Lago Maggiore mit dem Leben. Als ein Seil riss, konnte die Notbremse nicht helfen - sie war wohl blockiert worden. Die drei Männer, die deswegen nun verhaftet wurden, haben es gestanden.

Sechsmal, gibt der renommierte Hersteller an, habe er seit November die "funivia" gewartet. Die Betreiber aber entschieden, die Bahn nach einer Panne am Vortag mit der im Betrieb unerlaubten Manipulation einzusetzen - das Wochenendgeschäft nach langem Covid-Stillstand lockte. Das Motiv ist so banal wie entsetzlich. Leben werden wohl öfter für Geld aufs Spiel gesetzt, es zeigt sich ja nur, wenn etwas Schlimmes passiert.

Wieso das Seil riss, ist unklar, das Risiko dafür sahen die Betreiber bei fast null. Jedoch: Fast null, das reicht nicht, wenn das Restrisiko Tod heißt. Das ist die einzige, die uralte Lehre auch der Tragödie am Mottarone. Daran werden nun viele denken, die in eine Seilbahn steigen. Alle, die die Leben sichernde Technik verantworten, müssen daran denken.

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