Schröder und Scholz:Ein ungleiches Paar

Ehemaliger SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder

Gerhard Schröder führt offenbar Gespräche mit Wladimir Putin - unabgestimmt mit Bundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD).

(Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Der Ex-Kanzler kann seinem Freund im Kreml gut zureden, belastbare Verhandlungen kann aber nur Olaf Scholz führen.

Kommentar von Nico Fried

Es ist schon eine ungewöhnliche Konstellation: Einst standen Gerhard Schröder und Olaf Scholz als Parteichef und Generalsekretär zusammen an der Spitze der SPD. Seither ist das Verhältnis abgekühlt, was auch an zwei Temperamenten liegen dürfte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Jetzt, knapp zwei Jahrzehnte später, führen Scholz und Schröder, wenn auch unabgestimmt, Gespräche mit Wladimir Putin - der eine als Regierungschef, der andere auf der Basis persönlicher Freundschaft und enger, aber heftig kritisierter Geschäftsbeziehungen in die russische Energieindustrie.

Der Alleingang des Altkanzlers und dessen ins Peinliche reichende Inszenierung durch seine Frau in den sozialen Medien ziehen mindestens so viel Aufmerksamkeit auf sich wie die nüchternen Verlautbarungen zu immer neuen Telefonaten des richtigen Kanzlers mit dem russischen Präsidenten. Man sollte daraus keine Schlüsse auf die Bedeutung der Schröder-Mission ziehen. Der Ex-Kanzler kann seinem Freund gut zureden, dagegen ist auch nichts einzuwenden. Belastbare Verhandlungen können am Ende nur Regierungen oder deren Beauftragte führen, zumal es dafür ja nicht nur guter Beziehungen zu einer Seite bedarf. In Kiew aber wird man Schröders Mahnung aus der Zeit vor dem Krieg, die Ukraine solle das Säbelrasseln einstellen, nicht vergessen haben.

Olaf Scholz ist schon vor Putins Krieg auf maximal mögliche Distanz zu Schröder gegangen. Dass er dessen Möglichkeiten für eine Konfliktlösung nicht allzu hoch bewertet, zeigte schon seine Aufforderung, die Posten niederzulegen, die Schröder den Zugang zu Putin überhaupt ermöglichen. Was fast untergeht in dem Rummel um den Ex-Kanzler ist zudem, dass Scholz sich ausweislich der Frequenz seiner Kontakte und der Dauer seiner Gespräche mit Putin offenbar in kurzer Zeit zu einem Kanzler entwickelt hat, der von Putin ernst genommen wird. Bei Schröder weiß man ja selbst das nicht wirklich.

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