Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Schnappatmung

Ein oft ahnungs- und gedankenlos eingestreutes Wort, nun über Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Von Christina Berndt

Die FDP-Rüstungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist für ihre emotionsgeladenen Reden bekannt. Und manchmal muss sie dabei tief Luft holen, um etwa ihren Unmut über den Bundeskanzler zu formulieren. Aber ist das "Schnappatmung", wie SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich ihr vorwarf? Tatsächlich jedoch bezeichnet Schnappatmung eine lebensbedrohliche Atemstörung, auf die in der Regel der Atemstillstand folgt. Schnappatmung kann durch eine Überdosierung von Schlaf- oder Betäubungsmitteln eintreten, aber auch bei schwerer Lungen- oder Herzerkrankung. Die Schnappatmung kommt zudem in der letzten Phase vor dem Tod eines Menschen vor. Wenn das Gehirn bis tief in den Hirnstamm schon nicht mehr richtig arbeitet, lässt der Atemantrieb nach. Der Mensch atmet dann über einen ungewöhnlich langen Zeitraum nicht ein, oft mehrere Sekunden lang. Ist der Sauerstoffgehalt im Blut sehr stark gesunken, reagiert das Atemzentrum doch noch. Dann kommt es zu kurzen, heftigen und "schnappenden" Atemzügen. Für Angehörige ist diese Situation schwer zu ertragen, sie verbinden damit in der Regel großes Leid der Sterbenden. Dass Strack-Zimmermann unter der Rüstungspolitik des Kanzlers leidet, dürfte weithin bekannt sein. Dass ihr Gehirn bestens funktioniert, aber auch.

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