Gruner + Jahr:Was soll das?

Der Verlag wird größtenteils von RTL geschluckt. Wenn das mal gutgehen wird.

Von Caspar Busse

Komme eine Riesenwelle auf das Schiff zu, müsse man "den Leuten auf dem Sonnendeck sagen, dass sie ihre Liegestühle und Drinks beiseitestellen müssen", sagte vor vielen Jahren mal Bernd Buchholz. Wen der damalige Chef des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr (G+J) meinte, war klar: die gut bezahlten Journalisten seiner Magazine, etwa beim Stern. Eine Welle (der Empörung) war die Folge, doch die Lage wurde nicht besser. In Hamburg wird seit Langem Stillstand und Mangel verwaltet, Umsatz und Bedeutung gingen immer weiter zurück. Die Liegestühle sind schon lange weg.

Jetzt wird G+J also bei RTL unterkommen, das Ganze unter dem Dach von Bertelsmann. Hier die vornehmen Zeitschriftenmacher aus Hamburg, dort die eher bodenständigen Fernsehleute aus Köln, die senden, was die Mehrheit sehen will, ohne Rücksicht aufs Niveau. Wie das funktionieren wird, ist unklar. Zumal beide Seiten ja schon seit vielen Jahren die Möglichkeit gehabt hätten, eng zusammenzuarbeiten, es aber vorzogen haben, Abstand zu halten.

Was heißt das für Leser und Zuschauerinnen? Leider auch nichts Gutes. Demnächst werden einander ähnliche Inhalte zu ihnen kommen, dann aber eingeebnet auf vielen Kanälen - Fernsehen, Podcast, digital, gedruckt. Das mag Kosten sparen und mehr Gewinn bringen. Aber muss die Brigitte künftig groß über den "Bachelor" berichten, läuft der womöglich eines Tages bei RTL als "Brigitte-TV"? Solche Fragen dürften künftig viel Kreativität in den beiden Unternehmen binden. Ob das den Sendungen und Magazinen guttun kann?

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