Aktuelles Lexikon:Marschlager

Ein römisches Lager, wie es jetzt In Haltern ausgegraben wurde, bot Platz für etwa 20 000 Soldaten.

Von Joachim Käppner

Wenn Roms Legionen durch gefährliches Terrain marschierten, hatten die Soldaten keineswegs Pause, wenn ihr Etappenziel erreicht war: Sie bauten umgehend ein Marschlager auf, eine nur für kurze Zeit, manchmal für Wochen, manchmal nur für eine Nacht errichtete Befestigung, in deren Schutz die Truppen rasteten. Pioniere errichteten dabei aus Holz und Erde Palisaden, die von Gräben umgeben waren und sogar Belagerungen standhalten konnten. In Haltern am See gelang nun ein spektakulärer Fund: Archäologinnen und Archäologen entdeckten die Überreste eines der größten bekannten Marschlager der Römer aus der Ära der versuchten Eroberung Germaniens vor etwa 2000 Jahren. Es hatte einen Umfang von mehr als 24 Hektar und bot etwa 20 000 Mann Platz, dem Umfang von drei Legionen samt Hilfstruppen und Tross. Anders als bei festen Lagern schliefen die Legionäre in Zelten aus Leder. Durch Luftbilder lässt sich der Schutzgraben um das Marschlager genau bestimmen. Dass die Überreste des Grabens nur 1,30 Meter breit sind, lässt übrigens nicht auf unziemliche Laxheit matter Legionäre schließen, die lieber schlummern als schippen wollten. Er war einst viel breiter und tiefer. Vor dem Abrücken schütteten die Krieger die Gräben wieder zu, damit die Feinde, hier die Germanen, die improvisierte Festung nicht nutzen konnten.

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