Der Axolotl, dieser merkwürdige Molch, ist ein Wunderwerk der Natur. Verliert er einen Arm, wächst ihm ein neuer nach, der sich in keiner Weise vom alten unterscheidet. Der Süßwasserpolyp Hydra kann sogar seinen Kopf regenerieren, und bei der Meeresschnecke Elysia marginata ist es genau umgekehrt: Ihr Kopf kann innerhalb einer Woche einen vollständigen Körper nachwachsen lassen.
Regenerationsvermögen ist in der Natur eine gar nicht so seltene Fähigkeit, die das Überleben von Tieren und Pflanzen unter widrigen Umständen sichert. Es ist ermutigend, dass sich offenbar auch der tropische Regenwald schneller als bisher gedacht erholen kann: Ökologen haben gerade herausgefunden, dass die Bäume sogar nach einem Kahlschlag erstaunlich schnell wieder nachwachsen. Besonders rasant erhole sich der Boden; nach weniger als zehn Jahren sei er wieder fruchtbar.
Für den von Klimawandel und Artenschwund gebeutelten Planeten ist das eine gute Nachricht. Dies darf aber keinesfalls ein Freibrief dafür sein, den Regenwald jetzt vollends plattzumachen. Denn jede Regenerationsfähigkeit hat ihre Grenzen. Und gerade beim Artenschwund gilt: Was weg ist, ist weg - und kommt nicht mehr zurück.
Das zeigt sich nicht nur im tropischen Regenwald, sondern auch direkt vor unserer Haustür. Im Nationalpark Berchtesgaden etwa scheint sich der Wald sozusagen selbst klimawandelfest zu machen, wenn man ihn in Ruhe lässt. Wo die Fichten absterben, weil sie mit den veränderten Umweltbedingungen nicht zurechtkommen, wächst ein robusterer Mischwald nach. Allerdings fehlen darin Buchen und Tannen, die dort natürlicherweise wachsen sollten. Der Mensch hat diese beiden Baumarten derart gründlich verdrängt, als der Wald noch bewirtschaftet wurde, dass sie es jetzt ohne Hilfe nicht mehr zurückschaffen.
Die Botschaft für den Kampf gegen Klimawandel und Artenschwund ist klar: Die Regenerationsfähigkeit der Natur darf nicht ausgenutzt werden. Sie sollte aber genutzt werden.