Als US-Präsident Joe Biden vor wenigen Tagen im Nahen Ostern unterwegs war, betonte er, die Region nicht Russland und China überlassen zu wollen. Eine Antwort folgte prompt: Wladimir Putin reist ihm nun praktisch hinterher. Der Besuch in Iran ist sein zweiter Auslandsbesuch seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine, und eine Demonstration an den Westen: Ich habe immer noch Einfluss in der Region und Partner, auf die ich zählen kann.
Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist mit von der Partie. Iran, Russland, Türkei: Die drei Einflussmächte in Syrien arbeiten seit Jahren eng zusammen, im Astana-Format verhandeln sie über Syriens Zukunft. Doch sie eint noch mehr: ihr Misstrauen gegenüber dem Westen. Westliche Sanktionen treffen nun sowohl Russland als auch Iran. Der Krieg in der Ukraine birgt also auch das Potenzial, diese Staaten enger zusammenrücken zu lassen.
Der Türkei kommt als Nato-Mitglied eine Sonderrolle in dem Trio zu. Präsident Erdoğan hat seine eigene Agenda: Er will die beiden Einflussmächte von seinem Einmarsch in Nordsyrien überzeugen. Er will die dort herrschende Kurdenmiliz YPG vertreiben und syrische Geflüchtete in der Türkei umsiedeln. Dafür braucht er vor allem Russlands Okay, Moskau unterstützt die syrische Regierung in Damaskus. Erdoğans Chancen stehen nicht schlecht. Putin braucht gerade vor allem Partner, die ihm aus der Isolation helfen, ihm eine Bühne geben, ihn empfangen. Feinde hat er genug.
Auch der Ukrainekrieg steht auf der Agenda. Die USA befürchten, dass Russland Kampfdrohnen bei den Iranern bestellt haben könnte. Welchen Schaden iranische Drohnentechnologie anrichten kann, zeigen die Angriffe auf Anlagen in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das Gipfeltreffen in Teheran verheißt also nichts Gutes: weder für die Kurden noch für die Syrer, und auch nicht für die Ukrainer.