Vor fünfzig Jahren hörte der Wahnsinn auf: Politik und Gesellschaft hörten auf damit, Menschen mit ernsthaften psychischen Problemen als Wahnsinnige zu betrachten und zu behandeln. Fachleute erklärten dem Bundestag, dass sogenannte Irre nicht irre, sondern krank sind. Die Fachleute forderten, psychisch und seelisch Kranke nicht mehr zu traktieren. Sie forderten, mit ihnen menschlich umzugehen – so also, wie mit den körperlich kranken Menschen auch. Die Fachleute berichteten dem Parlament von unhaltbaren Zuständen an und in den psychiatrischen Kliniken. Diese Kliniken waren nämlich keine Kliniken, sondern Verwahranstalten; sie waren totale Institutionen, überbelegt und unterbesetzt. Die Patienten dort wurden überwiegend gegen ihren Willen weggesperrt und ruhiggestellt, darin bestand die Prävention. Es entsprach dies der Rechtslage.
MeinungGesellschaft:Die Reform der Psychiatrie war ein großer Erfolg - den man immer wieder neu verteidigen muss
Kolumne von Heribert Prantl
Lesezeit: 3 Min.
Vor genau 50 Jahren begann Deutschland endlich, Erkrankten wirklich zu helfen. Aber die Lust an der alten Wegsperr-Politik blitzt immer wieder auf. Jede Rückabwicklung würde bedeuten, diese Erkrankungen mit Kriminalität in eins zu setzen.
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