Rechtsextremismus:Hinschauen!

Ein Gericht verurteilt Susanne G. zu sechs Jahren Haft, leuchtet das Umfeld aber nicht aus. Wieder einmal.

Von Ronen Steinke

Ach, Franken. Eine Region, die jahrzehntelang das Zentrum der westdeutschen Neonazi-Szene, insbesondere der Wehrsportgruppe Hoffmann war; eine Region, in welcher der NSU mehr Migranten ermordete als irgendwo sonst, höchstwahrscheinlich angeleitet durch örtliche Kameraden; eine Region, in der nun eine Rechtsterroristin mit Reichsadler- und SS-Tattoos erst monatelang untertauchen und dann mit Benzinkanistern, Gaskartuschen und Zündschnüren wieder auftauchen konnte: Diese Region hat bis heute ein Problem.

Im Prozess gegen die Rechtsterroristin Susanne G., der am Freitag mit einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren zu Ende gegangen ist, blieb das Umfeld der Täterin ziemlich unbeleuchtet. So war es auch schon im NSU-Prozess, weil der Vorsitzende Richter dort keine Lust hatte auf ausschweifende Erforschungen von Hintergründen und möglichen Netzwerken. Wer half dem NSU in Nürnberg? Das wurde nicht beantwortet. Was hat nun Susanne G., die tätowierte Terroristin mit gutgehender Natur- und Sportheilpraxis in einem Dorf bei Nürnberg, bei Treffen mit den Neonazis Ralf Wohlleben und André Eminger besprochen, den engsten Vertrauten des NSU? Das wurde jetzt nicht einmal untersucht.

Es ist kein Trost für Sachsen oder Thüringen, dass es da noch eine deutsche Region gibt, in der - aus historisch ganz anderen Gründen - sich Rechtsextreme bis heute viel zu wohl fühlen. Aber ein Grund für Staat und Gesellschaft, wesentlich schärfer hinzusehen, das ist es schon.

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