Rüstungsindustrie:Läuft bei ihm

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Seit 30 Jahren ist er schon bei Rheinmetall, doch erst seit der "Zeitenwende" interessieren sich alle für diesen Mann. (Foto: Marius Becker/picture alliance/dpa)

Armin Papperger ist der Vorstandsvorsitzende von Rheinmetall. Mit dem Krieg in der Ukraine steigt nicht nur der Aktienkurs immer weiter, das Geschäft könnte florieren wie nie.

Von Thomas Fromm

Wenn der Chef eines Rüstungskonzerns ein erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich hat, dann klingt er meist auch nicht so viel anders als die anderen. Dann hört man Dinge, die zum Beispiel auch vom Vorstand eines Elektroautobauers oder der Chefin eines Herstellers von Kühlschränken kommen könnten. "Unser Technologiekonzern ist weiter auf gesundem Wachstumskurs", sagte zum Beispiel Armin Papperger im März 2018. So ist das in der Welt der Waffenhersteller: Nicht nur Impfstoffe oder Versicherungspolicen können bei Unternehmen für einen "gesunden Wachstumskurs" sorgen, sondern auch Panzer und Kanonen.

Armin Papperger ist Chef des börsennotierten Rüstungskonzerns und Automobilzulieferers Rheinmetall, und da zählen wie überall betriebswirtschaftliche Kennzahlen, und weniger die auch nicht uninteressante Frage, was am Wachstum mit Waffen nun eigentlich gesund sein soll.

In nicht einmal 24 Stunden eine Angebotsliste erstellt

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Der Ingenieur und Niederbayer Papperger, 59, arbeitet seit 1990 bei Rheinmetall, seit 2013 ist er der Chef. Also über 30 Jahre Autoteile, aber vor allem auch Waffen, Munition und Panzer. Nie ein Wechsel, weder in die Autoindustrie, die Lkw-Branche noch sonst wo hin. In einer Industrie, die seit Jahrzehnten nicht das beste Image in der Öffentlichkeit genießt, darf man das wahrscheinlich als Statement verstehen.

Insider sagen, dass der in der Branche als nicht immer sehr diplomatisch geltende Papperger ohnehin besser zu Panzern passe als etwa zu einem Hersteller von Solarpanels. Vor allem aber ist er ein geschäftstüchtiger Verkäufer und gewiefter Lobbyist, der sich gerne möglichst schon vor der Konkurrenz und zur richtigen Zeit in Position bringt. Besonders pünktlich war er nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Schließlich wird in Berlin ja nicht jedes Jahr ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro ausgelobt.

Als Bundeskanzler Olaf Scholz dann an einem Sonntag Ende Februar in einer Regierungserklärung von einer "Zeitenwende" sprach und einer "Welt danach", die nicht mehr "dieselbe wie die Welt davor" sein könne, da fühlte sich Papperger gleich angesprochen. Es dauerte nicht einmal 24 Stunden, da hatte er seine Angebotsliste aus dem Rheinmetall-Katalog für den Bund aufgesetzt. Munition, Schutzkleidung, Panzer, Handgranaten oder Flugabwehrsysteme zum Bestellwert von 42 Milliarden Euro. Geht so etwas im Einschichtbetrieb? "Wir können auch rund um die Uhr arbeiten", sagte der Manager. Als Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und ihr Grünen-Kollege Anton Hofreiter die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine ins Gespräch brachten, war Papperger längst zur Stelle: Gebrauchte Marder-Schützenpanzer und Kampfpanzer vom Typ Leopard 1? Alles da, muss nur noch überholt und in Schuss gebracht werden.

Es mögen ziemlich furchtbare Zeiten sein, für einen Hersteller von Kriegsgeräten und seine Aktionäre sind sie lukrativ. Der Kurs der Rheinmetall-Aktie lag am Vorabend des Überfalls auf die Ukraine zwischen 94 und 98 Euro. Heute kostet ein Papier 215 Euro, was zeigt, dass selbst im Krieg was geht. Zumindest für Anleger mit dem richtigen Gespür für Trends und Timing.

Als Papperger neulich mit der SZ darüber sprach, ob seine Branche gerade einen Imagewandel erlebe, wurde er für einen Manager ungewöhnlich politisch. International habe sein Unternehmen nie Probleme gehabt, gutes Personal zu bekommen - egal ob in Ungarn, Großbritannien oder Australien. Dies seien "Länder, die zu ihrer Verteidigung stehen". Dass dies "in Deutschland lange Zeit anders war", liege daran, "dass man hier in fast zwei Generationen verlernt" habe, wehrhaft zu sein. Auch die Bundeswehr "stieß ja über viele Jahre bestenfalls auf freundliches Desinteresse", sagte er.

Das konnte man natürlich auch ein bisschen auf ihn beziehen. Seit mehr als 30 Jahren bei Rheinmetall - und jetzt auf einmal ganz groß im Gespräch.

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