Berlinale:Isabelle Adjani

Berlinale: Adjani bei der Pariser Modenschau 2020.

Adjani bei der Pariser Modenschau 2020.

(Foto: Serge Arnal /Imago/Starface)

Der französische Star spielt die Hauptrolle im Berlinale-Eröffnungsfilm "Peter von Kant"

Von David Steinitz

Isabelle Adjani war schon mehrmals mit einem Film auf der Berlinale vertreten - aber so ein Festival wie dieses Jahr dürfte sie noch nie erlebt haben. Keine Partys, kaum Empfänge, stattdessen reduzierte Platzkapazitäten in den Kinos, FFP2-Maskenpflicht, strenge Kontrollen der Impf- und Testnachweise. Am Donnerstagabend beginnt die 72. Berlinale, mitten im Omikron-Sturm, und weil diesmal ein Großteil der Festivalfeierlichkeiten wegen der Corona-Sicherheitsmaßnahmen ausfällt, werden vielleicht die Filme wieder ein bisschen mehr in den Vordergrund rücken.

Adjani spielt eine der Hauptrollen in "Peter von Kant". Das Drama läuft im Wettbewerb um den Goldenen Bären und ist der Eröffnungsfilm des Festivals. Die Geschichte ist eine moderne Variation des Fassbinder-Klassikers "Die bitteren Tränen der Petra von Kant", ein Kammerspiel, das Adjani mit dem Regisseur François Ozon vergangenes Jahr in Paris gedreht hat.

Sie war natürlich schon auf allen großen Filmfestivals zu Gast, aber zur Berlinale hat sie eine besondere Verbindung. Hier gewann sie 1989 einen ihrer wichtigsten Preise, den Silbernen Bären als beste Darstellerin im Historiendrama "Camille Claudel". Deutschland und damit auch dieses Festival lagen ihr auch deshalb immer am Herzen, weil ihre Mutter Deutsche war.

Ihr Vater Chérif stammte aus Algerien, die Mutter Emma vom Bodensee, wo die Eltern sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kennenlernten. Später zogen sie nach Paris, wo Isabelle 1955 zur Welt kam. Sie wuchs zweisprachig auf, verbrachte die Sommerferien oft in Lindau. Bereits mit 14 Jahren spielte sie in der Komödie "Blacky - Abenteuer eines Ausreißers" mit. Schon damals stand für sie fest, dass sie Schauspielerin werden wollte, was aber ganz und gar nicht den Vorstellungen ihres Vaters entsprach. In einem Interview sagte sie später zu diesem schwierigen Verhältnis: "Er war sehr konservativ, gerade was Frauenrechte angeht. Er hatte Schwierigkeiten mit meiner Berufswahl und empfand es als empörend, dass ich von anderen Männern im Kino begehrt werden kann."

Aber der Berufswunsch des Teenagers war mächtiger als die Drohungen des Vaters. Anfang der Siebzigerjahre wurde Adjani zu einem der Stars der französischen Theaterszene und zum Ensemblemitglied der Comédie Française. Ihren Durchbruch im Kino hatte sie, nachdem François Truffaut sie 1975 in "Die Geschichte der Adèle H." besetzte, einem Film über die jüngste Tochter des französischen Schriftstellers Victor Hugo. Adjani war Anfang zwanzig und wurde für diese Rolle für einen Oscar nominiert.

Von da an hätte sie problemlos in Hollywood bleiben können, drehte dort auch den Actionkrimi "Driver". Aber Adjani war viel zu fasziniert vom Autorenfilmboom in Europa, um es nur in Amerika aushalten zu können. Sie drehte mit Werner Herzog "Nosferatu" (1979) und mit Jean Becker "Ein mörderischer Sommer" (1983), letzterer ist bis heute einer ihrer bekanntesten Filme. Auch als Musikerin war sie Anfang der Achtzigerjahre sehr erfolgreich. Ihre Single "Pull Marine", geschrieben von Serge Gainsbourg, wurde ein Hit. Das dazugehörige Musikvideo drehte der spätere französische Star-Regisseur Luc Besson.

Im Lauf der Neunzigerjahre wurden ihre Auftritte seltener. Aber aufgehört zu arbeiten hat sie bis heute nicht, auch wenn sie sich ihre Rollen noch genauer aussucht als früher, so wie jetzt für "Peter von Kant". Sie rede nicht gern über ihr Alter, sagt Adjani heute, sie beneide aber auch nicht unbedingt die Kolleginnen, die jetzt jung seien: "Früher waren es die großen Medien, die Künstler kommentierten. Heute macht es jeder. Man wird von jedem für alles, was man tut, verurteilt. Ich frage mich oft, wie junge Schauspielerinnen mit diesem Wahnsinn zurechtkommen. Irgendwann muss man dem entkommen, sonst wird man verrückt."

Zur SZ-Startseite
SZ am Morgen Abend Newsletter Banner Ukraine

Alle Nachrichten im Überblick
:SZ am Morgen & Abend Newsletter

Alle Meldungen zur aktuellen Situation in der Ukraine und weltweit - im SZ am Morgen und SZ am Abend. Unser Nachrichten-Newsletter bringt Sie zweimal täglich auf den neuesten Stand. Hier kostenlos anmelden.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: