Einst stand in den Kirchen und Klöstern ein „Nickneger“; meine Tante Babett, die jahrelang ans Bett gefesselt und eine fromme Frau war, hatte auch so einen auf ihrem Nachtkästchen stehen. Es handelte sich um eine figürliche Spardose, in die man sein Geld für die Mission werfen konnte. Der schwarze Mann nickte nach dem Münzeinwurf mittels eines simplen Mechanismus dankend mit dem Kopf. Bis vor ein paar Jahrzehnten galten solche Missionsspardosen als Ausdruck christlicher Nächstenliebe, sie waren inspiriert von einer Bitte, mit der die Sternsinger noch heute jedes Jahr an Dreikönig von Haus zu Haus ziehen: „Wir bitten für das ferne Land, für Menschen fremd und unbekannt“. Heute sind die Nickfiguren, weil sie unter Rassismusverdacht stehen, in die Museen für Volkskunde und Mission verbannt.
Geschichte:Der deutsche Kolonialismus hat schwere Verbrechen begangen. Sie verdienen historisch mehr Beachtung
Lesezeit: 3 Min.
Der kamerunische König Rudolf Manga Bell wurde 1914 von der deutschen Justiz ermordet. Seine Rehabilitierung ist ein erster Schritt zur Aufarbeitung.
Kolumne von Heribert Prantl
Lesen Sie mehr zum Thema