Debatten:Die Unterscheidung von Gesinnungs- und Verantwortungsethik macht keinen Sinn

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Wofür steht die Friedenstaube heute? Das ist nicht mehr ganz so einfach zu beantworten. (Foto: Christoph Schmidt/dpa)

Der Soziologe Max Weber führte vor 100 Jahren zwei Begriffe ein, die längst allgegenwärtig sind. Aber wie sinnvoll sind sie eigentlich noch? Den Dialog, zum Beispiel in der Ukraine-Politik, fördern sie jedenfalls nicht.

Kolumne von Heribert Prantl

Jeder Politiker, der etwas auf sich hält und ein langes Interview gibt, lässt dort einen Hinweis auf Max Weber fallen. Ob es um den Ukraine-Krieg geht oder um die Migrationspolitik: Ohne die vom Soziologen Max Weber vor 105 Jahren getroffene Unterscheidung zwischen Gesinnungsethik und Verantwortungsethik kommt dabei keiner aus, auch Sigmar Gabriel nicht, jüngst in einem FAZ-Interview. Die Unterscheidung ist fragwürdig – und sie wird nicht besser dadurch, dass Hinz und Kunz und Gabriel und viele mehr sich darauf berufen. Es ist dabei so, dass der Interviewte sich als „Verantwortungspolitiker“ benennt und er seine Position als die der „Verantwortung“ bezeichnet. Das macht sich gut. Im bevorstehenden Wahlkampf wird es einen Wettlauf der angeblichen Verantwortungsethiker geben. Friedrich Merz, Olaf Scholz und Robert Habeck, aber auch Sahra Wagenknecht werden sich jeweils auf die Verantwortung berufen, die dies, das oder jenes gebiete; und sie werden die „Gesinnung“ der anderen als fragwürdig, falsch oder gefährlich abwerten.

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