Polens "Stop LGBT"-Gesetz:Und die katholische Kirche macht mit

LGBT community protests proposed ban on pride parades. A demonstrator holds a placard depicting Jesus Christ on October

Bunte Liebe mit Gottes Segen: Ein Demonstrant hält ein Bild von Jesus auf einer LGBT-Demonstration in Warschau vor sich.

(Foto: imago images/Aleksander Kalka)

Die Regierungspartei PiS und andere Fanatiker wollen per Gesetz gegen Homosexuelle vorgehen. Millionen Polen, die nicht so leben und lieben wollen wie die Fanatiker, haben einen weiteren schwarzen Tag erlebt.

Kommentar von Florian Hassel, Warschau

Es war ein neuer Tiefpunkt der polnischen Politik, als ultrakonservative Fanatiker im Parlament am Donnerstagabend den "Stop LGBT"-Gesetzentwurf begründeten: Er soll Polens Schwulen, Lesben und anderen sexuellen Minderheiten alle Regenbogenparaden sowie öffentliches Auftreten verbieten.

Der Mitautor Krzysztof Kasprzak verglich das Eintreten sexueller Minderheiten für ihre Rechte mit dem Marsch zur Macht von SA und NSDAP Anfang der 1930er-Jahre. Ihr Wirken sei auf die Zerstörung der Familie gerichtet und gleichrangig mit einer Terrorkampagne, wie sie früher Faschisten und Kommunisten durchgeführt hätten. Kasprzak und seine Mitstreiterin Kaja Godek ließen kein Schauermärchen über Homosexuelle aus, etwa, dass sie Kinder vergewaltigten und missbrauchten.

Dass diese Hassreden von Fanatikern ungestraft im Parlament zu hören waren, ist nur der eine Skandal. Der andere ist: Das Anti-LGBT-Projekt ist unter Förderung der katholischen Kirche zustande gekommen. Die Regierungspartei PiS setzte es auf die Tagesordnung - und bekräftigte im Parlament, sie werde das Projekt nicht ablehnen, sondern weiter bearbeiten. Selbst sofern der Entwurf nicht Gesetz wird: Der Schaden ist enorm. Die in Polen ohnehin verbreitete Diskriminierung sexueller Minderheiten dürfte noch zunehmen. Und oft genug bereiten Worte tödlicher Gewalt den Boden. Millionen Polen, die nicht so leben und lieben wollen wie die Fanatiker, haben einen weiteren schwarzen Tag erlebt.

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