„In aller Ruhe“ mit Carolin Emcke:„Gaza is my home, my identity“ – Majeda al-Saqqa über das Leben im Gazastreifen während des Krieges

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„Es ist wie einer Geisterstadt“, sagt Majeda al-Saqqa in dieser Folge des Podcasts über ihre Heimatstadt Chan Yunis. (Foto: Reuters/Mohammed Salem/Bearbeitung: SZ)

Carolin Emcke spricht in dieser Folge mit einer alten Freundin in Gaza, die inmitten von Tod und Zerstörung lebt und trotzdem Hoffnung hat.

Podcast von Carolin Emcke; Text von Ann-Marlen Hoolt, Carolin Emcke

Wenn über das Kriegsgeschehen in Gaza gesprochen wird, dominieren meist Statistiken von Opferzahlen und Zerstörung. Mehr als 43 000 Palästinenserinnen und Palästinenser sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums seit dem 7. Oktober 2023 im Gazastreifen getötet worden. 70 Prozent der Todesopfer sind nach UN-Angaben Kinder und Frauen. 1,7 Millionen Menschen sind im Gazastreifen auf der Flucht.

Darüber, wie es der palästinensischen Zivilbevölkerung geht, hören wir meist durch Berichte von internationalen Hilfsorganisationen. Selten gibt es palästinensische Stimmen, die direkt aus der verwüsteten Gegend sprechen und die Not des Überlebens beschreiben. Carolin Emcke spricht für diese ungewöhnliche Folge von „In aller Ruhe“ mit Majeda al-Saqqa, die im Gazastreifen in Chan Yunis lebt.

Hinweis: Dieses Gespräch wurde am 20. November in englischer Sprache geführt. Es gab erhebliche technische Schwierigkeiten mit der Verbindung. Die Tonqualität wurde so gut wie möglich verbessert.

Al-Saqqa arbeitet für eine palästinensische NGO, die „Culture & Free Thought Association“. Jahrelang hat sie Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche in Chan Yunis organisiert. Auch jetzt noch kümmert sie sich leidenschaftlich um die Kinder und Jugendlichen in der Region. „Früher sind sie jeden Tag zur Schule gegangen, jetzt verbringen sie den Morgen damit, Wasser für ihre Familien zu holen.“

Zerstörte Häuser, Hunger und Ratten

Im Gespräch mit Carolin Emcke berichtet Majeda al-Saqqa von ihrem Alltag zwischen vollkommen zerstörten Häusern. Sie erzählt von wilden Hunden und Ratten, von Zelten als Luxusgut und dramatischer Hungersnot.

Die Zerstörung im Gazastreifen sei unvorstellbar. Die Orte glichen „Geisterstädten“. Sie selbst musste lange Zeit in einem Zelt leben, zwischen Trümmern und Ruinen. „Ein Zuhause zu verlieren“, erzählt sie im Podcast, „heißt, die eigene Geschichte zu verlieren.“

Luftaufnahme von Chan Yunis im südlichen Gazastreifen: Ein Bagger räumt Schutt weg, während Menschen in Gebäuden, die während der israelischen Bombardierung zerstört wurden, nach Überlebenden suchen. (Foto: Ahmed Zakot/dpa)

Gemeinschaft und Solidarität in Kriegszeiten

Trotzdem kann sich Al-Saqqa nicht vorstellen, den Gazastreifen zu verlassen: „Das ist mein Zuhause, meine Identität“, sagt sie. Inmitten der Gewalt, inmitten der Verzweiflung erlebe sie jeden Tag eine unbeschreibliche Solidarität, Menschen, die einander helfen, sich Trost spenden und ihre winzigen, ungenügenden Lebensmittel teilen. „Da sind Leute, die nichts haben und dir trotzdem etwas geben wollen.“

Moderation, Redaktion: Carolin Emcke

Redaktionelle Betreuung: Ann-Marlen Hoolt, Johannes Korsche

Produktion: Imanuel Pedersen

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