Rumms. Mit Wucht hat der Vatikan dem deutschen Synodalen Weg ein Stoppschild in den Weg gestellt. Während katholische Laien und Kleriker bereits die nächste Synodalversammlung Anfang September vorbereiten, sagt der Heilige Stuhl: Egal, was ihr beschließt, ihr seid dazu nicht befugt. Und fügt gnädig hinzu: Wenn ihr mögt, dürft ihr all das viele Papier in unsere große Weltsynode einspeisen. Und dann? Mal schauen.
Dass Papst Franziskus dem Synodalen Weg in Deutschland kritisch gegenübersteht, ist nicht neu. Erst kürzlich erzählte er, dass er dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, gesagt habe, es gebe bereits eine sehr gute evangelische Kirche in Deutschland, man brauche keine zweite. Mal abgesehen davon, dass noch nie ein Papst so lobende Worte für die evangelische Kirche gefunden hat, entlarvte die Aussage auch, wie viel augenrollende Genervtheit in Rom bei dem Thema herrscht. Vielleicht, so könnte man das auch deuten, steckt sogar eine tiefe Angst vor einer neuen Reformation dahinter: Aus Deutschland kam schon einmal ein Kirchenrevoluzzer, bitte nicht noch einmal.
Doch erstens wurde der Synodale Weg ja nicht einfach so gestartet, weil in Deutschland ein paar Katholikinnen und Katholiken zu viel Zeit haben. Sondern er erwuchs aus einer tiefen Krise, aus Erkenntnissen der Missbrauchsstudie, die untersucht hatte, welche Faktoren die sexuellen Übergriffe auf Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene begünstigt hatten. Und zweitens zeigt der Blick in andere Länder der viel beschworenen Weltkirche, dass da keine rein deutschen Probleme behandelt werden: Im Amazonas-Gebiet diskutiert man über den Zölibat, in Australien über das Diakonat der Frau. Am Sonntag reist der Papst nach Kanada und will sich dort für den tausendfachen Missbrauch an indigenen Kindern entschuldigen. Die katholische Kirche hat wirklich Probleme genug, aber mit diesem Gebaren erstickt der Vatikan auch noch den letzten Rest an Engagement seiner Gläubigen.