China:Die große Abschottung

Der Ausschluss ausländischer Sportfans von den Olympischen Winterspielen dient nicht nur der Corona-Eindämmung. Sondern der Unterdrückung der Pressefreiheit.

Von Lea Sahay

Ausländische Zuschauer sind bei den Olympischen Winterspielen in Peking nicht willkommen. Diese Entscheidung überrascht kaum. Der Ausschluss von Zuschauern in Tokio hat es den chinesischen Behörden leicht gemacht. Sicher ist aber auch: Die olympische Blase in Peking wird noch einmal deutlich undurchlässiger sein als im Nachbarland. Die Bedingungen für Sportler werden härter werden, für die chinesischen Helfer wahrscheinlich regelrecht unerträglich. Sie werden freundlich lächeln, in Wirklichkeit aber kaum eine Wahl haben, ob sie sich für die Wettkämpfe wochenlang in Isolation begeben oder nicht.

Unklar ist hingegen, inwiefern Journalisten aus dem Ausland die Möglichkeit haben werden, sich außerhalb der Spielstätten zu bewegen. Voraussichtlich wird es für sie überhaupt nicht möglich sein, abseits der Wettkämpfe zu recherchieren. Für Peking ist der Vorwand der Pandemiebekämpfung in dieser Hinsicht zweifelsohne ein Geschenk. Für die Pressefreiheit hingegen sieht es schlecht aus.

Die eigentlichen Motive sind Nationalismus und Machthunger

Peking denkt gar nicht daran, seinen harten Corona-Kurs aufzugeben. Seit Frühjahr 2020 ist das Land weitestgehend von der Außenwelt abgeschottet. Mindestens bis zum Parteikongress im Oktober 2022 dürfte das so bleiben. Dann wird Parteichef Xi Jinping den Tabubruch wagen und seine dritte Amtszeit antreten. Einen größeren Ausbruch werden die Behörden bis dahin um jeden Preis vermeiden. Die Hoffnungen von ein paar Olympia-Enthusiasten? Sie könnten mit Blick auf Xis Machthunger kaum nichtiger sein.

Gleichzeitig hat die Kommunistische Partei die Corona-Isolation für sich genutzt. Sie hat gezielt gegen das Ausland gehetzt, der Nationalismus ist stark wie seit Jahrzehnten nicht. Die Menschen leben immer stärker in einer Echokammer, die Folgen dieser vergifteten Politik dürfte erst in den kommenden Jahren gänzlich deutlich werden. Die Absage an ausländische Gäste ist deshalb nicht nur eine Enttäuschung für Sportfans. Sie ist eine verpasste Chance für einen Neustart in den Beziehungen zu den Menschen in China, die ehrlich schmerzen sollte.

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