Öffentlicher Dienst:Eigentor möglich

Berlins Integrationssenatorin will eine Quote für Migranten im öffentlichen Dienst. Sie soll bei 35 Prozent liegen, sie wäre die erste dieser Art in Deutschland. Doch so richtig die Intention ist, eine Quote wirft viele Fragen auf.

Von Jan Heidtmann

Die Zahlen sprechen für sich: Ein Drittel der Berliner haben Migrationshintergrund, in der Verwaltung sind es gerade einmal zwölf Prozent. Deshalb ist es verständlich, wenn Berlins Integrationssenatorin Elke Breitenbach nun eine Quote von 35 Prozent für Migranten im öffentlichen Dienst fordert. Sie wäre einzigartig in Deutschland - aber dennoch falsch.

Verwaltung ist mehr als ein Stempel auf dem Papier. Verwaltung ist, wenn der Staat dem Bürger gegenübertritt. Verwaltung ist behördlich umgesetzte Politik. Natürlich prägt der Geist, der dort herrscht, die Art und Weise, wie diese Politik gemacht wird. Die Interessen von Minderheiten müssen dabei berücksichtigt werden. Doch anders als bei einer Frauenquote stellt sich die Frage, ab wann soll einer Minderheit ein festgeschriebener Anteil zustehen? Ab zehn, 20 oder erst ab 35 Prozent?

Dass es tatsächlich auch anders geht, zeigt sich ausgerechnet bei der Berliner Polizei. Dort hat inzwischen jeder dritte Beamte, der in den vergangenen drei Jahren ausgebildet wurde, ausländische Wurzeln. Das war viel Arbeit, gelang aber ohne fixe Vorgabe.

Eine Quote kann leicht zum Eigentor werden. Denn es spricht ziemlich viel dafür, dass sie gegen die Landesverfassung verstößt. Die AfD hat bereits angekündigt, zu klagen. Ihr Triumph wäre absehbar.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: