NS-Verbrechen:Blinde Flecken

Deutschland darf über Entschädigungsforderungen aus Griechenland nicht einfach brüsk hinweggehen.

Von Daniel Brössler

Den Deutschen ist nicht abzusprechen, dass sie sich in ihrer Mehrheit der während des Zweiten Weltkriegs von Wehrmacht und SS begangenen Verbrechen bewusst sind. Doch die Erinnerung hat blinde Flecken. Die Grausamkeit der NS-Besatzung in Griechenland etwa ist in Deutschland so gut wie vergessen. Schon aus diesem Grund verbietet es sich, 80 Jahre nach dem Überfall auf Griechenland über Entschädigungsforderungen aus Athen brüsk hinwegzugehen.

Die Grünen haben eine Initiative gestartet, die von der richtigen Prämisse ausgeht, um den Konflikt zu entschärfen. Am Anfang sollte das deutsche Eingeständnis stehen, dass Griechenland nie auf Entschädigungsleistungen oder die Rückzahlung einer dem Land von den Nazis auferlegten Zwangsanleihe verzichtet hat. Überdies ist die Haltung der Bundesregierung keineswegs unanfechtbar. Das ist auch diversen Gutachten des Bundestags zu entnehmen.

Das deutsche Schweigen ist Gift für die Beziehungen zu Griechenland und wird Entschädigungsforderungen nicht verstummen lassen. Die Initiative der Grünen für eine Geste des guten Willens weist in die richtige Richtung. Sie könnte zeigen, dass Deutschland seine Verantwortung ernst nimmt - auch gegenüber Griechenland.

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