Nordkorea:Jenseits der Raketen

Muss die Welt Kims Waffen fürchten? Eher sollte man sich um die Menschen Sorgen machen, die unter der Diktatur leiden.

Von Thomas Hahn

Am Mittwoch herrschte wieder Aufregung in Südkoreas Medien wegen Nordkorea. Es war bekannt geworden, dass Pjöngjang zwei Kurzstreckenraketen getestet hatte. Um den USA seine Stärke zu demonstrieren, so hatte es den Anschein. Washington reagierte gelassen, solche Tests seien nicht verboten. Alles normal. Wirklich?

Die Amerikaner haben recht, reflexhafte Empörung bringt nichts. Man muss sich die Aufregung aufheben für den Tag, an dem die Parteidiktatur ihre atomwaffenfähigen Langstreckenraketen testet. Derzeit geht es in Nordkorea um etwas anderes. Denn auch wenn die Staatspropaganda so tut, als habe man alles im Griff - die Wahrheit sieht wahrscheinlich anders aus. Wie genau, das ist schwer zu sagen. Die radikale Abschottung wegen der Pandemie hat Hilfsorganisationen und Diplomaten vertrieben. Aber man muss befürchten, dass es vielen Menschen schlecht geht. Es kommt keine Hilfe ins Land. Wegen Naturkatastrophen gab es 2020 Ernteausfälle. Die UN-Sanktionen schmerzen.

US-Präsident Joe Biden tüftelt noch an seiner Nordkorea-Politik, aber sein Team hat klargemacht, dass es in Nordkorea nicht nur ein Sicherheitsproblem lösen will. Sondern auch ein Menschenrechtsproblem. Auch damit haben die Amerikaner recht. Man muss nicht ständig Angst haben vor Nordkorea. Man muss sich Sorgen machen um die Menschen dort.

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