Nord Stream 2:Etikettenschwindel

Der Versuch, die russisch-deutsche Gaspipeline als europäisches Projekt zu verkaufen, ist dreist.

Von Daniel Brössler

Gerne betonen die Bundesregierung und das Unternehmen, bei Nord Stream 2 handele es sich gar nicht um ein deutsch-russisches, sondern um ein europäisches Projekt. Sie argumentieren, dass mehrere europäische Energiekonzerne in den Bau der Pipeline investiert hätten. Außerdem werde das aus Russland gelieferte Gas nicht nur Deutschland zugute kommen. Wenn die Röhre also eine europäische sein soll, fragt sich allerdings, wieso die Kritik aus allen Richtungen strömt. Aus den östlichen EU-Staaten, vom Europäischen Parlament und zuletzt auch wieder aus Frankreich.

Tatsächlich handelt es sich um versuchten Etikettenschwindel. Nord Stream 2 war von Anfang an das Gegenteil eines europäischen Vorhabens. Der Bau zielte darauf ab, die Ukraine als Transitland zu schwächen. Er konterkarierte das Ziel der Europäischen Union, ihre Energieimporte zu diversifizieren und sich unabhängiger zu machen von russischem Gas. Überdies ist das Projekt forciert worden vom früheren Bundeskanzler und heutigen Gazprom-Lobbyisten Gerhard Schröder, was allein schon viel Misstrauen begründet.

Deutschland hat erst die Kritik seiner Nachbarn in den Wind geschlagen und dann versucht, der Röhre einen europäischen Anstrich zu geben. Das konnte nicht funktionieren.

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