Süddeutsche Zeitung

Schottland nach der Wahl:Nicola Sturgeon setzt auf Konfrontation - aber nicht sofort

Die schottischen Separatisten erringen einen Sieg ohne absolute Mehrheit. Was bedeutet das für ein neues Unabhängigkeitsreferendum?

Kommentar von Alexander Mühlauer, London

Schottlands Separatisten haben ihr Ziel knapp verfehlt. Bei den Regionalwahlen erreichte die Scottish National Party (SNP) keine absolute Mehrheit. Dennoch ist ihr Sieg so deutlich, dass Parteichefin Nicola Sturgeon weiter in Edinburgh regieren wird. Sie dürfte eine Koalition mit den Grünen eingehen, um das zu unterstreichen, was Fakt ist: Es gibt im schottischen Regionalparlament eine Mehrheit, die für eine Neuauflage des Unabhängigkeitsreferendums von 2014 eintritt.

Sturgeon ist allerdings klug genug, es mit einer Volksabstimmung nicht zu überstürzen. Selbst im Fall einer absoluten Mehrheit hätte sie damit noch warten müssen. Denn laut Umfragen kann sie nicht sicher sein, dass die Mehrheit der Schotten dafür stimmen würde, sich vom Vereinigten Königreich zu lösen. Dafür läuft die Impfkampagne der britischen Regierung einfach zu gut, das Land dürfte schneller als die meisten EU-Staaten aus der Corona-Krise kommen.

Damit es überhaupt zu einem rechtskräftigen Referendum kommt, braucht Sturgeon die Zustimmung aus London. Weil Premierminister Boris Johnson das wohl weiter ablehnen wird, dürfte die Frage der schottischen Unabhängigkeit vor dem Supreme Court des Vereinigten Königreichs landen. Nur dieses Gericht kann schlussendlich klären, wer über die Zukunft Schottlands zu entscheiden hat.

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