Nato:Warme Worte aus Washington

Joe Bidens Emissäre versuchen geschickt, die zuletzt stark verärgerten Partner in Europa zu beschwichtigen - es war an der Zeit

Von Matthias Kolb

Diese Symbolik dürfte Emmanuel Macron gefallen. In einer Woche reisen die wichtigsten Berater von US-Präsident Joe Biden nach Paris und werben um Frankreichs Präsidenten. "Manchmal neigen wir dazu, eine Beziehung als selbstverständlich anzusehen, wenn sie so eng und tief ist wie jene zwischen den USA und Frankreich", sagte Tony Blinken im Fernsehinterview - in makellosem Französisch, denn der Außenminister hat in Paris Abitur gemacht. Im Gespräch mit Macron wird Blinken wiederholt haben, dass die Kommunikation der Amerikaner mit den europäischen Partnern rund um das Aukus-Sicherheitsbündnis mies gewesen ist.

Dieses Eingeständnis ist wichtig unter Partnern, denn es bringt wenig, weiter zu klagen und zu rätseln, wieso in Washington niemand die enorme Wut der Franzosen über ihren geplatzten milliardenschweren U-Boot-Deal mit Australien vorhersehen konnte. Vielmehr gilt es, den Schaden zu begrenzen. Hier kommt Jake Sullivan ins Spiel, Bidens Nationaler Sicherheitsberater. Dieser besucht vor Paris zunächst in Brüssel die Nato. Dort wartet man auf Details über das gegen China gerichtete Aukus-Bündnis zwischen den USA, Australien und Großbritannien. Auch wenn Frankreich ein zwiespältiges Verhältnis zur Nato hat: Die Allianz ist der richtige Ort, um zu klären, wer künftig wie viel Verantwortung übernimmt für die Sicherheit in Europa und seiner Nachbarschaft.

Denn Macron wird in der EU nur Unterstützung finden für mehr europäisches Engagement in Verteidigungsfragen, wenn Ost- und Nordeuropäer sicher sind, dass so nicht die Nato geschwächt und ihre Sicherheit gefährdet wird. Denn wirklich Schutz vor einem immer aggressiver auftretenden Russland bieten immer noch die USA. Wenn aber Biden und seine Leute Polen oder Schweden signalisieren, dass sie mehr militärisches Engagement der EU begrüßen, könnte es Macron gelingen, die Union zu mehr Realismus und zum dringend nötigen strategischen Denken zu bewegen. Aber das Okay aus Washington gibt es nur, wenn die EU-Pläne mit der Nato abgestimmt sind und es keine Doppelstrukturen gibt. Solche wären schließlich in niemandes Interesse.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: