Nato:Letzte Chance in Genf

Russland und die Nato stehen vor einer neuen Eiszeit. Nur noch Putin und Biden können die Blockade brechen.

Von Stefan Kornelius

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat seine Ehrenrunde an diesem Montag in Washington begonnen und beendet sie eine Woche später in Brüssel, wenn er mit dem neuen US-Präsidenten im Schlepp die Überlebenskraft der Allianz feiern wird. Das hat sie auch ein bisschen ihrem Generalsekretär zu verdanken. Donald Trump war gestern, die Nato hat auch ihn überstanden - aber was kommt morgen?

Das Bündnis tut gut daran, sich auf seinen Kern zu konzentrieren, und der liegt nun mal in Europa. Der Kontinent ist alles andere als ein Hort der Stabilität, die mitteleuropäischen Staaten leben inzwischen in offener Furcht vor Russland. Die revisionistischen Töne aus Moskau erfüllen längst nicht mehr nur die Funktion des Theaterdonners. Davon zeugen unablässig Provokationen wie Bomber-Überflüge, Cyber- und Desinformationsangriffe sowie Truppenaufmärsche mit neuen Waffensystemen.

Stoltenberg liegt also richtig, wenn er Moskau zur Rückkehr in den Nato-Russland-Rat auffordert. An Einladungen hat es nicht gemangelt, Gesprächsthemen gibt es in Hülle und Fülle. Allein: Wer so lange nicht miteinander gesprochen hat, verlernt die gemeinsame Sprache. Dieser Zustand ist erreicht, Russland und die Staaten des Westens stehen sich in unvereinbarer Wahrnehmung gegenüber. Der letzte Test wird in gut einer Woche in Genf absolviert. Nur die Präsidenten Putin und Biden können diese Blockade brechen. Ob sie es wollen, ist eine ganz andere Frage.

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