Nahost:Mieser Deal

Die Anerkennung Israels durch Marokko schafft mehr Probleme, als sie zu einer Lösung beiträgt.

Von Moritz Baumstieger

Mit dem Ausdruck Quid pro quo ist der US-Präsident vertraut. Das im Februar beendete Impeachment-Verfahren befasste sich im Wesentlichen mit der Frage, ob Donald Trump für US-Hilfe an die Ukraine Gegenleistungen verlangt hat, was der immer bestritt. Der jüngste Deal des Präsidenten folgt ganz offen dieser Logik: Marokko erkennt Trumps engsten Verbündeten Israel an, im Gegenzug zeigt sich der (noch) mächtigste Mann der Welt erkenntlich. Trump nickt Marokkos Ansprüche auf die Westsahara ab, ein Gebiet, das Rabat seit 1975 besetzt hält. Alle Initiativen, den Status der Region etwa durch ein Referendum zu klären, sind seither verpufft.

So wünschenswert es auch ist, dass in Konflikte wie den israelisch-arabischen oder den marokkanisch-westsaharischen nach Jahrzehnten des Stillstands endlich Bewegung kommt: Trumps Quid pro quo schafft langfristig mehr Probleme, als es zu Lösungen beiträgt.

Zum einen natürlich für jene Menschen, die bei diesen Deals nicht gehört werden, aber vor allem davon betroffen sind, weil ihr Leben unter Besatzung so weiter zementiert wird - die Bewohner der Westsahara und der Palästinensergebiete. Zum anderen ist das Signal fatal, das von diesem Tauschhandel ausgeht: Internationales Recht, Resolutionen der Vereinten Nationen, mühsam erarbeitete Mechanismen zur Konfliktlösung - all das spielt keine Rolle mehr. Belohnt wird, wer in einer Position des Stärkeren an Maximalforderungen festhält, Konflikte einfach aussitzt. Wo Verhandlungen stehen sollten, ist nur noch Handel.

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