Am 8. März 1948 schreitet der ehemalige englische Vizekönig von Indien, Lord Louis Mountbatten, in Burma eine Ehrengarde ab. Es ist ein Höflichkeitsbesuch. Das heutige Myanmar hatte am 4. Januar 1948 seine Unabhängigkeit erklärt, nachdem die burmesische Befreiungsarmee sich gegen die britischen Kolonialherren gestellt hatte. Das ehemalige britische Kolonialreich entwickelte sich anschließend sehr unterschiedlich: Indien boomt wirtschaftlich. Pakistan ist heute eines der ärmsten Länder der Welt, auch weil im Hintergrund die Generäle herrschen. In Bangladesch stürzte im vergangenen Jahr die lange vom Militär gestützte Regierung; die Zukunft ist ungewiss. Und Myanmar steckt nach einem Putsch im Jahr 2021, auf den ein Bürgerkrieg gefolgt ist, am Rand eines Kollapses.
Seit dem ersten Putsch im Jahr 1962 wurde die Armee zu einer Bürde des Landes. General Min Aung Hlaing, der heutige Junta-Chef, lässt Proteste blutig niederschlagen und Luftangriffe auf Teile des Landes fliegen, die vom Erdbeben betroffen sind – weil er dort Rebellen vermutet. Er reiste am Donnerstag nach Bangkok, um an einem Treffen der Staaten teilzunehmen, die gemeinsame wirtschaftliche Interessen am Golf von Bengalen haben. Dazu gehören auch Indien und Bangladesch. Vielleicht lässt sich der General dort vom frei gewählten indischen Premier Narendra Modi erklären, wieso Militärherrschaft niemals gut für den wirtschaftlichen Fortschritt eines Landes ist.