Begleitet von großem Applaus für seine letzte Rede im saarländischen Landtag verabschiedet sich Oskar Lafontaine aus der aktiven Politik. Den Beifall hat er sich verdient - vor allem für sein Lebenswerk, das nicht immer einfach zu verstehen, aber alles in allem doch überdurchschnittlich bedeutsam war.
Lafontaine hat als Oberbürgermeister und Ministerpräsident in Saarbrücken, als Fraktionschef in Land und Bund, als Kanzlerkandidat und Bundesfinanzminister glänzende Reden gehalten und Menschen inspiriert. Aber er hat dabei wohl auch genügend Porzellan zerschlagen, um eine Fläche von der Größe des Saarlandes mit den Scherben zu bedecken. Nicht zuletzt ist es ihm gelungen, sich mit beiden Parteien, deren Vorsitzender er war,(SPD und Linke) aufs Unversöhnlichste zu verkrachen. Vermutlich haben am Mittwoch manche auch deshalb so laut geklatscht, weil sie ihn nun los sind.
Seine Abschiedsworte rechtfertigten den Begeisterungssturm nicht. Es war eine typische Rede der Lafontaine-Spätphase, in der so mancher kluge Gedanke zwischen einer divenhaften Starrhalsigkeit durchschimmerte. Ein glaubhafter Appell für Frieden und Abrüstung kam ihm nicht ohne das leidige rhetorische Ablenkungsmanöver über die Lippen, wonach, wer Russland kritisiere, auch die Völkerrechtsverletzungen des Westens kritisieren müsse.
In Kreisen seiner, nun ja, Parteifreunde weiß längst jeder, wer gemeint ist, wenn vom "Sonnenkönig" die Rede ist. Lafontaine hat zuletzt maßgeblich zu einer epischen Schlammschlacht unter den Saar-Linken beigetragen, in der es kaum um Inhalte, dafür umso mehr um Eitelkeiten geht. Seine Laufbahn endet so mit der fast schon mutwilligen Zerstörung einer der letzten Hochburgen seiner Partei - einer Hochburg, die es ohne ihn gar nicht gegeben hätte.
Oskar Lafontaine war einmal ein großer Politiker. Damit das nicht vollends in Vergessenheit gerät, ist sein angekündigter Abtritt überfällig.