Krisenherd Sahel:Malis neuer Pate

Der Eklat um den französischen Botschafter macht deutlich: Frankreichs Militärmission stößt auf wachsenden Widerstand. Dafür wächst der russische Einfluss. Warum das auch Berlin beschäftigen muss.

Kommentar von Arne Perras

Der afrikanische Krisenstaat Mali wirft den französischen Botschafter aus dem Land, weil sich der Chef der Putschregierung in der Hauptstadt Bamako offene Kritik aus Paris nicht mehr länger gefallen lassen will. Der jüngste Eklat zeigt, wie stark die Spannungen zwischen der früheren Kolonialmacht und dem malischen Militär zugenommen haben. Überraschend kommt er nicht. Denn der französische Militäreinsatz im Land, den so viele Malier anfangs bejubelten, stößt auf wachsenden Widerstand. In der Bevölkerung macht sich Frust breit, viele glauben inzwischen, dass Frankreich eher Teil des Problems als Teil der Lösung ist. Die Putschregierung macht sich die Stimmung zunutze, um ihre eigene Macht zu stärken. Ob das den Maliern nützen wird, muss sie erst erweisen.

Französische Elitetruppen bekämpfen Dschihadisten, vor allem jagen sie deren Anführer. Um aber die Krisenzone Sahel zu stabilisieren und zu befrieden, sind militärische Mittel alleine nicht ausreichend - und manchmal kontraproduktiv, wenn Schutzlose zwischen die Fronten geraten. Mali und einige Nachbarn haben neben der eskalierenden Gewalt ein massives Demokratieproblem, das sich mit Soldaten aus dem Ausland nicht lösen lässt. Frankreich trägt dazu das Gepäck einer ehemaligen Imperialmacht, die in den Sog postkolonialer Empfindlichkeiten gerät. Wie Paris daraus noch eine tragfähige Allianz mit Mali schmieden könnte, bleibt ein Rätsel.

Es zeichnet sich ab, dass Bamako auf einen neuen Paten setzt, Söldner und Berater aus Russland. Sie wurden teils mit Freude empfangen, sind aber doch Partner mit äußerst fragwürdigem Ruf. In der Zentralafrikanischen Republik waren sie nach UN-Erkenntnissen an Plünderungen und Menschenrechtsverletzungen beteiligt. Dass der russische Einfluss wächst und Frankreich unter Druck gerät, sind keine guten Nachrichten für Berlin. Es wird immer schwieriger, Soldaten in den Sahel zu schicken, wenn Paris und Bamako nicht mehr zueinanderfinden.

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