Monatelang drehte sich der französische Präsidentschaftswahlkampf um die Themen und Sprüche des rechtsradikalen Berufspolemikers Éric Zémmour. Der bewährten, berüchtigten Logik der sozialen Netzwerke folgend, setzte er auf negative Emotionen und blanken Hass, um sein Publikum zu faszinieren. Zémmour erging sich nach Herzenslust in Ausführungen über den drohenden Bevölkerungsaustausch, kriminelle Ausländer und andere Klassiker der extremen Rechten - ohne zuletzt nennenswerten Widerspruch zu erfahren. In einem seit jeher multikulturellen Land wie Frankreich, in dem sich seit der Steinzeit Menschen aus allen Himmelsrichtungen niederlassen, ging das vorbei an den Themen, die die Wählerschaft bewegen. Am Sonntag bekam Zémmour dafür die Quittung - denn der Mann, der sich schon im Élysée sah, ging mit einem miesen einstelligen Ergebnis vom Platz. Aber die Ergebnisses des ersten Wahlgangs sind auch eine ernstzunehmende Absage der Bürgerinnen und Bürger an den Pariser Medien- und Politikbetrieb, der den Leuten nur eine Simulation von Wahlkampf geboten hat.
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