Belarus:Lukaschenko, die Schweiz und die Hamas

Der kidnappende Präsident bastelt sich ein paar schnelle Lügen.

Von Silke Bigalke

Alexander Lukaschenko hat mit der Flugzeugentführung eine weitere Grenze übertreten. Der Diktator sagt danach trotzdem nur, was er immer sagt: Er selbst habe völlig korrekt gehandelt. Alle anderen überschritten mit ihren Vorwürfen gegen ihn nun "rote Linien", verfolgten eine "Würgetaktik". Lukaschenko als letzter Verteidiger von Belarus - dieses Märchen ist so alt wie unerträglich. Es zeigt aber auch, wie beschränkt die Strategie des Regimes in Minsk geworden ist.

Lukaschenkos Rede richtet sich zuerst an die Befehlsempfänger in Uniform, die etwas brauchen, woran sie glauben können, wenn sie Oppositionelle zusammenschlagen. Ihnen erklärt der Diktator, wie er die Belarussen heldenhaft davor gerettet hat, dass ihnen ein Flugzeug auf den Kopf fällt. Sein zweiter Adressat ist der Kreml. Oppositionelle im Exil bezeichnet Lukaschenko als Extremisten, die vom Westen gesteuert seien. Deren nächstes Ziel sei Russland. Das altbekannte Signal an Putin: Wir sitzen im selben Boot.

Lukaschenko hat behauptet, eine Bombendrohung sei aus der Schweiz gekommen - die hat dementiert. Zuvor kam schon von der Hamas ein Dementi, nachdem Minsk diese Terrororganisation beschuldigt hatte. Auch egal, sagt Lukaschenko jetzt dazu. Für ihn ist längst ganz Europa zum Feind geworden. Vielleicht hat ihn die entschiedene Reaktion aus Brüssel so überrascht, dass ihm auf die Schnelle keine besseren Lügen mehr einfielen.

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