Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Luftikus

Kevin Kühnert nennt den FDP-Chef Christian Lindner so. Frisch, frech, fröhlich und frei.

Von Fritz Göttler

Je näher man dem Sonntag kommt, dem Tag der Entscheidung, desto unverblümter und knalliger werden die Statements der wahlkämpfenden Politiker. Wenn es um eine mögliche Koalition mit SPD- und FDP-Beteiligung geht, ist Kevin Kühnert, ehemals Juso-Chef, nun Vizevorsitzender der SPD, besonders eindeutig und qualifiziert in der Rheinischen Post den FDP-Chef ab: Christian Lindner sei "ein Luftikus". Nämlich "ein Spieler, der sogar Superreiche steuerlich entlasten will, gleichzeitig aber kein seriöses Finanzkonzept hat". Einem Luftikus schreibt man gern Leichtigkeit, Leichtsinn oder Leichtfertigkeit zu, er gilt als Leichtgewicht und Leichtfuß, als Hallodri und Windbeutel. Der Begriff kommt aus dem studentischen Umfeld, wo man im 19. Jahrhundert oft Begriffe latinisierte, ihnen frisch, frech, fröhlich und frei, mit einer Mischung aus Ehrerbietung und Ironie, eine lateinische us-Endung anhängte: Medikus und Physikus, Musikus, oder auch Pfiffikus. Ein bisschen könnte von dieser durchaus ehrwürdigen Aura nun auch der Luftikus abkriegen - verlangt es einen nach all den schwerfälligen Politikerauftritten der vergangenen Wochen nicht nach einer Prise spielerischer Leichtigkeit? Und hatte der Juso-Kühnert mit seinen frechen Ideen nicht auch etwas von einem Luftikus?

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