Aktuelles Lexikon:Voller Lohnausgleich

Eine Standard-Forderung der Gewerkschaften. Und nun auch der SPD - zumindest mittelfristig.

Von Benedikt Peters

Hinter dem vollen Lohnausgleich verbirgt sich ein Phänomen, das für manche Arbeitnehmer pures Glück bedeutet, mindestens aber Glück im Unglück. Um Glück im Unglück handelt es sich zum Beispiel, wenn ein Mitarbeiter länger als sechs Wochen erkrankt und trotzdem weiterhin das volle Gehalt bekommt, weil sein Arbeitgeber das gesetzliche Krankengeld aufstockt. Ist freiwillig, aber mancher macht's. Oder, wenn der Bauarbeiter nicht arbeiten kann, weil das Wetter schlecht ist: Dann bekommt er Saison-Kurzarbeitergeld oder Wintergeld. Auch solche Zahlungen sind Glück im Unglück, mindestens. Den vollen Lohnausgleich kennt man außerdem aus den Forderungskatalogen der Gewerkschaften, die für ihre Beschäftigten kürzere Arbeitszeiten durchgesetzt haben und auch noch durchsetzen wollen, ohne dass diese Abstriche beim Gehalt machen müssten. Und jetzt kennt man ihn auch aus der SPD: Auf dem Debattenkonvent in Berlin schlugen die Jusos der älteren Garde ein Schnippchen. Sie setzten einen Antrag durch, demzufolge die Partei sich mittelfristig für eine 25-Stunden-Woche einsetze, selbstredend bei vollem Lohnausgleich. Der parteieigene Bundesarbeitsminister Hubertus Heil soll darüber allerdings nicht glücklich gewesen sein, sondern - um es positiv zu formulieren - ziemlich überrascht.

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