In der wasserarmen Region Nahost ist der Litani schon in seinem Wesen als Fluss etwas Besonderes. Denn Libanon, das der Fluss von der Quelle bis zur Mündung erst von Nord nach Süd durchquert, bis er im rechten Winkel Richtung Mittelmeer abbiegt, kann seinen Bedarf an Süßwasser nicht vollständig decken. Doch auch international wurde der Litani zu einem Begriff, weil Libanons Nachbar Israel im Jahr 1978 eine Operation nach ihm benannte, und weil es vier Jahre später nochmals vorstieß und das Gebiet zwischen der eigenen Nordgrenze und dem Südufer des Litani besetzt hielt: Der 30 Kilometer breite Streifen sollte eine Art Pufferzone bilden. Diese Idee wurde 2006 wieder aufgegriffen, als der UN-Sicherheitsrat mit Resolution 1701 die Region nach dem damaligen Libanonkrieg stabilisieren wollte. Neben anderen Regelungen untersagte ein Passus, südlich des Litani Waffen und Kämpfer zu stationieren, wenn die dort stationierte UN-Mission und Libanons Regierung nicht ausdrücklich zustimmen – was vor allem auf die schiitische Hisbollah gemünzt war, die den Süden Libanons beherrscht. Umgesetzt wurde dieser Teil der Resolution aber lückenhaft bis gar nicht, Appelle wie zuletzt von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock an die Miliz, sich ans Nordufer zurückzuziehen, bewirkten nichts. Nun scheint Israel die Pufferzone wieder selbst schaffen zu wollen und hat alle Libanesen aufgefordert, das Gebiet südlich des Litani zu meiden.
Aktuelles Lexikon:Litani
Fluss in Libanon, der dank einer UN-Resolution international Bekanntheit erlangte. Und der nun offenbar Ziel eines israelischen Vorstoßes ist.
Nahost:Krieg der vielen Fronten
Vom Massaker der Hamas am 7. Oktober bis zum zweiten Raketenangriff Irans auf Israel: Der Nahe und Mittlere Osten ist in eine Spirale der Gewalt geraten, die die Region in einen großen Krieg zu führen scheint. Eine Bestandsaufnahme.
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