MeinungHass im Netz:Wenn die virtuelle Drohung ernst wird

Kommentar von Nina Bovensiepen

Lesezeit: 2 Min.

Hassbotschaften im Netz können Menschen in die Verzweiflung treiben. Noch aber gehen die meisten Absender straffrei aus.
Hassbotschaften im Netz können Menschen in die Verzweiflung treiben. Noch aber gehen die meisten Absender straffrei aus. (Foto: Maskot/imago)

Der Fall der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr zeigt, wie Extremisten auf sozialen Plattformen ungestraft Menschen in den Tod treiben können. Die Behörden sollten endlich reagieren.

Der Tod von Lisa-Maria Kellermayr hat vor Augen geführt, was Hass im Netz auslösen kann. Die österreichische Ärztin war von Impfgegnern und anderen Internet-Stalkern monatelang beleidigt und mit Morddrohungen überzogen worden. Sie versuchte, sich und ihre Angestellten zu schützen, gab viel Geld für Sicherheit aus. Sie erbat Polizeischutz, den sie nicht bekam. Weil sie und ihre Mitarbeiter weiter bedroht wurden, schloss sie ihre Praxis. Am 29. Juli hat sie sich das Leben genommen. Kellermayrs Tod war für ihre Kollegin, die Ärztin Natalie Grams-Nobmann, der Anlass, ihren Account bei Twitter zu löschen. Wie Kellermayr hatte sie auf diesem Kanal über Medizinthemen aufgeklärt und fürs Impfen geworben. Doch nun, sagt die Ärztin, sei der Hass dort so extrem geworden, dass kein Diskurs mehr möglich sei. Grams-Nobmann ist nicht alleine mit diesem Schritt, und auch dies ist ein Warnsignal - egal, ob man Twitter für eine nervige Internetblase oder für eine seriöse Informationsquelle hält. Wenn Ärztinnen, Anwälte, Politikerinnen, Journalisten und jeder andere sich nicht mehr trauen können, die eigene Meinung in den sogenannten sozialen Medien kundzutun, läuft etwas gewaltig falsch.

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:Handbuch des Hasses

Wie gehen Trolle vor, die auch der österreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr das Leben zur Hölle machten? Zwei weitere Opfer sind im Netz auf ein Dokument gestoßen - eine Anleitung, wie man Menschen in die Verzweiflung treibt.

SZ PlusVon Nina Bovensiepen und Ben Heubl

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