Linksextremisten:Immer noch da

Der Angriff aufs Münchner Stromnetz zeigt: Diese Tätergruppe bleibt eine Gefahr.

Von Jan Bielicki

Es war offenbar ein Anschlag alter Schule. Wenn es um Angriffe auf das Stromnetz und andere kritische Infrastruktur des Landes geht, warnen Sicherheitsexperten mittlerweile eher vor der Gefahr aus dem Cyberraum, wo organisierte Kriminalität, Geheimdienste und womöglich auch Extremisten ihr Hacker-Unwesen treiben. Doch in München haben Angreifer wohl einfach an Stromkabeln gekokelt - das Internet wurde nur gebraucht, um anschließend von den angeblich antikapitalistischen Zielen der Tat zu faseln.

Getroffen wurden freilich nicht die Stützen des Kapitals, sondern Tausende Menschen, die den Inhalt ihrer Tiefkühltruhen entsorgen mussten. Ein Bubenstreich war die Zündelei aber nicht, sondern ein sichtbares Zeichen dafür, dass es politische Gewalt auch von links noch gibt. Sie mag angesichts der Terrortaten von Rechtsextremisten oder Islamisten aus dem Blickfeld geraten sein, aber existent war sie immer; nicht nur als Folklore aus Leipzig-Connewitz.

Und nicht immer richtet sie sich nur gegen Sachen. 2020 zählte das Bundeskriminalamt fast 500 verletzte Opfer linksradikaler Täter, dreimal mehr als im Vorjahr. Dies mit der immer noch deutlich stärkeren Bedrohung von rechts außen gleichzusetzen, wäre zwar falsch. Doch eine Gefahr, auf die zu achten ist, bleibt diese Gruppe allemal.

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