Bistum Limburg:Die Tragik

Bischof Georg Bätzing suspendiert einen Priester, kurz darauf ist der Mann tot. Wen würde dies nicht quälen.

Wird Georg Bätzing sich Vorwürfe machen? Am Mittwoch hatte er den Leiter seines Priesterseminars nach Vorwürfen wegen "übergriffigen Verhaltens" freigestellt, am Donnerstag wurde der Mann tot aufgefunden. Wen würde derlei nicht quälen?

Als sich der Bischof am Mittwoch zu dem Schritt entschloss, hatte er keine andere Wahl. Erst vor zwei Wochen war er scharf kritisiert worden, weil er einen Pfarrer zum Bezirksdekan beförderte - im Wissen, dass der von zwei Frauen der sexuellen Belästigung beschuldigt worden war. Auch ein Bischof, der zugleich Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, darf Fehler machen, selbst beim Thema Missbrauch. Nur sollte er besser nicht denselben Fehler zweimal begehen; schon gar nicht kurz hintereinander. Hätte Bätzing also am Mittwoch erneut Nachsicht zeigen sollen? Die Leitlinien der Bischofskonferenz gaben ihm keinen Spielraum dafür. Nachsicht wäre ihm kaum nachgesehen worden.

Menschen, die öffentlich blamiert sind (wenn auch aus eigenem Zutun), gehen damit sehr unterschiedlich um. Der inzwischen zurückgetretene Bezirksdekan will sich eine Zeit lang zurückziehen. Das ist das, was seine Gemeinde erwarten darf, das ist das, was wahrscheinlich die meisten in seiner Lage tun würden. Bei einem wiederum ist tags darauf das Leben zu Ende. Zurück bleiben seine Angehörigen und ein Bischof, der seine Bedrückung mitteilt. Ihm mag es ein Trost sein, dass man es mitunter im Leben nur falsch oder anders falsch machen kann.

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