Aktuelles Lexikon:Vandalismus

Die Vandalen plünderten einst das alte Rom, nun meint der Begriff mutwillige Zerstörung hauptsächlich von Kunstwerken.

Von Kia Vahland

Vandalen waren Angehörige eines ostgermanischen Kriegerstamms, denen es im Jahr 455 gelang, zwei Wochen lang Rom zu plündern und dabei auch Kunst zu beschädigen. Ihr Ruf verdunkelte sich deshalb in den Jahrhunderten immer weiter. Aus dem Lateinischen "Vandali" wurde ein altfranzösisches Wort für "Räuber"; der Aufklärer Voltaire schließlich meinte mit dem "vandale" so viel wie "Barbar". Vandalismus bedeutete bald auch im Deutschen Zerstörungswut gegen Dinge. Angewandt wurde das Wort früh auf die mutwillige Vernichtung oder Beschädigung von Kunstwerken. Nun hat der französische Präsident Emmanuel Macron den Farbangriff auf ein im Palais de Tokyo in Paris ausgestelltes Gemälde der Schweizer Künstlerin Miriam Cahn als "Vandalismus" verurteilt. Er schrieb in einem Tweet, die Attacke auf ein Kunstwerk gelte auch "unseren Werten", und betonte, sein Land schütze die Freiheit der Kunst. Cahn hatte sich in ihren neuen Gemälden mit den Gewaltverbrechen russischer Soldaten in der Ukraine, vor allem in Butscha, beschäftigt und dabei auch sexualisierte Gewalt gegen Kinder malerisch verfremdet zum Thema gemacht. Zuvor hatte die Künstlerin einen Prozess gewonnen, den die Gruppe Association Juristes pour l'Enfance wegen des Verdachts auf Pädophilie angestrengt hatte. Eben dieses Gemälde war nun von Vandalismus betroffen.

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