Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Landbrücke

Was damit gemeint ist, wenn es um die Krim und Russland geht.

Von Tomas Avenarius

In Berichten über den Ukraine-Krieg fällt häufig das Wort "Landbrücke", mit der Wladimir Putin die schon 2014 annektierte ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim mit dem russischen Mutterland verbinden will. Eine Landbrücke im geografischen Sinne wäre diese Landnahme mit militärischen Mitteln nicht. Fachleute verstehen unter einer Landbrücke einen Streifen Landes, der zwei durch Meere oder andere größere Gewässer getrennte Landmassen verbindet. Manche Landbrücken bestehen bis heute, andere sind durch ein Ansteigen des Meeresspiegels oder tektonische Veränderungen verschwunden. Bei der Krim ist es anders. Als Halbinsel ist sie ohnehin mit der Ukraine verbunden, durch die 19 Kilometer lange Brücke von Kertsch inzwischen auch mit Russland. Aber Putin will keine Brücken, sondern eine breite Landverbindung, die mit dem Donbass ausgedehnte Gebiete der Südostukraine beinhaltet und zum Teil des russischen Staatsgebietes wird. Damit dürfte die unrechtmäßige Annexion der Krim quasi unumkehrbar werden. Putin könnte die Ukraine, wenn er sie nicht vollständig besetzen kann, vom Zugang zum Schwarzen und dem kleineren Asowschen Meer abschneiden. Als Binnenland würde sie so durch fehlende Häfen wirtschaftlich erdrosselt. Sewastopol, der Hafen der russischen Schwarzmeer-Flotte, ließe sich auch besser versorgen.

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