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Schiedsrichter Martin Petersen zeigt am vergangenen Samstag Joshua Kimmich vom FC Bayern München die rote Karte
Schiedsrichter Martin Petersen zeigt am vergangenen Samstag Joshua Kimmich vom FC Bayern München die rote Karte (Foto: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler/IMAGO/Eibner)

Ein Vergehen im Fußball, das am Samstag in der Allianz-Arena gleich drei mal in einer Halbzeit begangen wurde. Es wird hart bestraft, kann aber geboten sein.

Von Philipp Schneider

Die Eisenbahn war gerade erst in der Welt, da wurde klar: Es reicht nicht, wenn nur der Lokführer einen Zug zum Stehen bringen kann. Es brauchte eine Notbremse. Also installierte man etwa von Mitte des 19. Jahrhunderts an ein Seil. Zog jemand daran, erhielt der Zugführer ein Signal und konnte bremsen. Anders verhält es sich im Fußball. Dort kann zwar jeder Spieler einen Spielzug des Gegners zum Stehen bringen. Aber es ist verboten. Als Notbremse (Österreicher sprechen präziser vom "Torraub") wird im Fußball die Vereitelung einer klaren Torchance bezeichnet. Dieses Vergehen wurde bis 2016 immer mit einer roten Karte bestraft. Fußballmoralisch gilt es dennoch als akzeptabel bis geboten. Am Samstag, beim 8:0 des FC Bayern gegen Darmstadt 98, gab es erstmals in der Bundesliga-Geschichte drei rote Karten in einer Halbzeit. In allen Fällen wurde ein Spieler vor der Strafraumgrenze zu Fall gebracht. Die drei Freistöße wurden allesamt verschossen. Jetzt wird es kompliziert: Wären die drei Spieler erst innerhalb des Strafraums gestoppt worden, so hätte der Schiedsrichter anstelle von Freistoß auf Elfmeter entscheiden müssen - aber den Übeltätern Gelb zeigen dürfen. Wer einen Strafstoß gegen sich gepfiffen bekommt, gilt als hart genug gestraft.

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