Laschet gegen Söder:Duell der Egoisten

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Wollen beide Kanzler werden: Markus Söder (CSU) und Armin Laschet (CDU). (Foto: POOL/REUTERS)

Egal wer die K-Frage für sich entscheidet: Ein gemeinsamer Wahlkampf von CDU und CSU ist kaum noch vorstellbar. Die Union eint höchstens noch die Angst um Macht und Mandate.

Kommentar von Nico Fried

Einvernehmlich, im gegenseitigen Respekt und ohne Groll wollten Armin Laschet und Markus Söder die Kandidatenfrage in der Union lösen. So haben sie es einander zugeflötet, als sie am Sonntag beide ihre Bereitschaft bekundeten, Bundeskanzler zu werden. Man kann nicht behaupten, dass sie seither auf diesem Weg dem Ziel in der Sache auch nur einen Schritt nähergekommen sind - geschweige denn in der versprochenen Freundschaftlichkeit.

Die Sitzung der Bundestagsfraktion hat am Dienstag offengelegt, dass die Union außer ihrem Namen und der Angst um Macht und Mandate nichts mehr eint. Armin Laschet kann nur noch ein Kanzlerkandidat werden, den die CSU, Markus Söder und nicht wenige CDU-Parteifreunde unbedingt vermeiden wollten. Markus Söder kann nur noch ein Kanzlerkandidat werden, der die gesamte Spitze der Schwesterpartei, die sich hinter Laschet gestellt hatte, brüskiert und lächerlich gemacht hat. Wie soll unter diesen Voraussetzungen glaubhaft ein gemeinsamer Wahlkampf aussehen?

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Laschet und Söder stehen beide in der Verantwortung für diese Entwicklung, allein schon, weil sie die Kanzlerkandidatur von vornherein als ihre Sache präsentiert haben. Sie wollten das klären, irgendwie, irgendwo, irgendwann. Dabei waren sie nicht einmal in der Lage, gemeinsam ein verbindliches Verfahren festzulegen. Sie haben beide nur an sich gedacht, aber nicht an die Parteien, auf die sich jetzt berufen.

Wenn es um die Macht geht, ist Söder skrupellos

Es hat schon vergleichbare Situationen gegeben. Zum Beispiel 1998 in der SPD zwischen Oskar Lafontaine und Gerhard Schröder. Damals machte der Ministerpräsident Schröder das Ergebnis der Landtagswahl in Niedersachsen zu einer Art Volksvotum über die Kanzlerkandidatur. Der Parteivorsitzende Lafontaine ließ sich darauf ein - und, noch wichtiger, er hielt sich auch hinterher daran. So konnten beide zusammen einen erfolgreichen Wahlkampf veranstalten. An diesem politischen Glanzstück ändert auch der weitere Verlauf der Geschichte nichts.

So weit ist es gekommen mit der Union, dass ihre Vorleute selbst dazu nicht mehr in der Lage sind. Laschet glaubte, es sei selbstverständlich, dass eine Partei, die ihn zum Vorsitzenden gewählt hat, in ihm auch den richtigen Kanzlerkandidaten sieht. Er hat jene wachsende Skepsis ignoriert, auf die Söder jetzt seinen Widerstand baut. Wobei auch der CSU-Chef erst auf die Idee kam, auf die Stimmung an der Basis zu hören, als er ahnte, dass sie sich zu seinen Gunsten entwickelt hatte.

Die Situation jetzt erinnert an die Krise 2018, als der Streit um die Flüchtlingspolitik CSU und CDU entzweite, wenn auch damals nicht nur streng entlang der Parteigrenzen. Protagonisten waren Angela Merkel und Horst Seehofer, aber die treibende Kraft war damals schon Markus Söder, der um seinen Wahlsieg in Bayern fürchtete. Um sein Amt als Ministerpräsident zu erhalten, hätte er schon 2018 ohne mit der Wimper zu zucken auch Angela Merkel als Kanzlerin geopfert, die er heute gerne als "international anerkannte Stimme der Vernunft" belobhudelt.

Man kann Armin Laschet vorhalten, dass er es in den vergangenen Tagen an Fairness hat fehlen lassen und die CSU einfach übertölpeln wollte. Aber man darf eines nie vergessen: Wenn es um die eigene Macht geht, ist Markus Söder skrupellos.

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