Landwirtschaft:Ganze Lobby-Arbeit

Seit Jahren haben deutsche Regierungen es verschleppt, dass die Nitrat-Grenzwerte im Grundwasser eingehalten werden. Nun trifft es viele Bauern umso härter.

Kommentar von Michael Bauchmüller

Viele Landwirte werden rotsehen in den nächsten Wochen, und zwar buchstäblich. Deutschland wird, nein, Deutschland muss seine Düngeregeln verschärfen. Zu viel Gülle war in das Grundwasser geraten, vielerorts zulasten des Trinkwassers. Reihenweise werden Regionen zu "roten Gebieten" erklärt, Landwirte müssen dort die Düngung einschränken. Wenn Brüssel mitspielt, endet damit ein deutsches Trauerspiel, nach mehr als 20 Jahren Kampf.

So lange schon haben Regierungen in Bund und Ländern eine Lösung verschleppt. Seit 1991 gilt die Nitrat-Richtlinie, seit 2001 drängt die EU-Kommission auf deren Einhaltung. Doch weniger Dünger heißt auch weniger Erträge, und irgendwo muss die Gülle aus den Riesenställen im Land auch hin. Bauern und ihre Verbände kämpften mit allem, was sie hatten - mit Traktoren, Kundgebungen, Protesten beim örtlichen Bundestagsabgeordneten. Dieser Kampf ist ein Lehrstück über unselige Verstrickungen zwischen Politik und Bauernlobby: Am Ende kennt er nur Verlierer.

Denn die Verschärfung trifft nun auch Landwirte, die für das Problem gar nichts können. Beim Versuch, eine europäische Umweltauflage bloß irgendwie zu umschiffen, geriet nämlich die Ursache des Problems aus dem Blick: eine massenhafte Tierhaltung, die alle Flächengrenzen sprengt. Es ist höchste Zeit, das Problem bei der Wurzel anzupacken.

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