Kuba ohne Castro:Revolution ohne Ende

Abschied: Raúl Castro gibt sein Amt als Chef der kubanischen Kommunisten ab. (Foto: POOL New/REUTERS)

In Kuba tritt der letzte Castro von seinen Posten zurück. Eine Ära endet, die Probleme der Insel aber bleiben.

Von Christoph Gurk

Wenn am Montag in Havanna der 8. Kongress der Kommunistischen Partei zu Ende geht, dann endet mit ihm auch eine Ära: Erstmals wird die Partei nicht mehr von einem Castro geführt werden, erstmals seit 60 Jahren lenkt keiner der beiden Brüder mehr die Geschicke der Insel. Eine Zeitenwende, könnte man sagen. Allein: Die Castros sind weg, die Probleme aber bleiben.

Da sind einmal die US-Sanktionen, welche das Land seit Jahren schwächen. Ausgeglichen wurden diese einst durch Unterstützung von Verbündeten. Doch damit ist Schluss, weil Länder wie Venezuela heute selbst vor dem Kollaps stehen. Und nun ist da auch noch die Pandemie: Die Todeszahlen sind zwar gering, dafür aber ist der wichtige Tourismus eingebrochen.

Die Insel steckt in einer tiefen Krise. Was es bräuchte, wäre echter Wandel. Stattdessen aber verspricht die Partei: Kontinuität. Alles bleibt, wie es ist, betont Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel.

Er war noch gar nicht geboren, als die Castros 1959 siegreich in Havanna einmarschierten. Mit ihrem Abgang verschwindet auch ein großer Teil der Revolutionsromantik, der die Wut der Bevölkerung zumindest besänftigt hatte. Schon jetzt kommt es immer öfter zu Protesten, noch eher zaghaft, doch das könnte sich ändern, wenn sich die Krise weiter verschärft. Die Revolution frisst ihre Kinder, heißt es. In Kuba könnten es aber ihre Enkel sein, die sie am Ende stürzen.

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