Aktuelles Lexikon:Krawall

In Manvers, Großbritannien, randalierten am Sonntag Rechtsextremisten und Holligans vor einer Flüchtlingsunterkunft. (Foto: Christopher Furlong/Getty Images)

Die Herkunft des Begriffs ist unklar, das Ergebnis des Ereignisses allerdings eindeutig: Gewalt und Zerstörung, wie sie derzeit in Großbritannien zu beobachten sind.

Von Joachim Käppner

Die riots, die Unruhen in Großbritannien, bei denen Rechtsextremisten und Hooligans Flüchtlingsunterkünfte, öffentliche Einrichtungen und die Polizei angreifen, werden im Deutschen derzeit meist als Krawalle bezeichnet. Die Herkunft dieses Begriffs ist unklar, das 1838 begonnene „Deutsche Wörterbuch“ von Jacob und Wilhelm Grimm übersetzt ihn mit „tumultus“ und nennt ihn „ein merkwürdiges, zugleich ziemlich neues und doch altes wort“. Womöglich stammt der Krawall vom französischen charivalli ab, was in der frühen Neuzeit so viel bedeutete wie Straßenlärm oder Katzenmusik. Diese vergleichsweise harmlose Bedeutung war im 19. Jahrhundert schon nicht mehr gemeint, wenn etwa der „Neuruppiner Bilderbogen“ die demokratischen Erhebungen des Jahres 1848 als „Krawalle“ beschreibt. Meist negativ und distanzierend gemeint, werden seither von Gewalt und Sachbeschädigungen begleitete Proteste Krawalle genannt, verbrochen von „Krawallbrüdern“. Ein Lexikon von 1857 definiert Krawall als „eine mit Lärmen, Demoliren etc. verbundene politische Demonstration (meistens nur der niedersten Volksschichten) von größerem Umfang“. In München gewannen die als „Schwabinger Krawalle“ in Erinnerung bleibenden Jugendunruhen von 1962 geradezu legendären Ruf.

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