Aktuelles Lexikon:Kosovo Specialist Chambers - Sondergericht für Kosovo

Aktuelles Lexikon: Der ehemalige Präsident Kosovos, Hashim Thaçi (links), steht seit dieser Woche vor dem Kosovo-Tribunal in Den Haag. Ihm und seinen Mitangeklagten wird Mord, Folter und Verfolgung vorgeworfen.

Der ehemalige Präsident Kosovos, Hashim Thaçi (links), steht seit dieser Woche vor dem Kosovo-Tribunal in Den Haag. Ihm und seinen Mitangeklagten wird Mord, Folter und Verfolgung vorgeworfen.

(Foto: Koen van Weel/dpa)

Tribunal in Den Haag, das nun 122 Morde in Kosovo aufklären soll.

Von Florian Hassel

Nachdem Kosovo 2008 unabhängig von Serbien wurde, zeigte sich, dass Ende der Neunzigerjahre neben den Serben, welche die heimischen Albaner unterdrückt hatten, auch die albanischen Kämpfer der Untergrundarmee UÇK ihre Gegner entführt, gefoltert, ermordet hatten. Auf Druck der EU und der USA stimmte das kosovarische Parlament 2015 einem Sondergericht zur Verfolgung dieser Verbrechen zu - den Kosovo Specialist Chambers (KSC) einschließlich einer Sonderstaatsanwaltschaft. Das Gericht folgt kosovarischem Recht. Da in Kosovo selbst Zeugen von den früheren Untergrundkämpfern eingeschüchtert oder sogar ermordet wurden, wurde das Gericht mit 22 erfahrenen westlichen Richtern und gleichfalls westlichen Staatsanwälten besetzt, mit Sitz in Den Haag. Dort urteilte bereits das Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien, dessen Mandat 2017 endete. Am Montag begann vor dem KSC ein Prozess gegen den Ex-UÇK-Führer und späteren Ministerpräsidenten und Präsidenten Kosovos, Hashim Thaçi, und drei weitere ehemalige Untergrundkämpfer. Sie sind angeklagt, 1998 und 1999 für Morde an 122 Serben, Roma und Albanern verantwortlich zu sein, die die UÇK nicht unterstützten. Thaçi und seine Mitangeklagten bestreiten die Vorwürfe. Der Prozess wird etliche Jahre dauern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: