Konzerthaus in München:Mäzene mit viel Geld gesucht

Konzerthaus München Werksviertel - Stand Juli 2021

So könnte das neue Konzerthaus in München einmal aussehen.

(Foto: Simulation: Bloomimages Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH/Simulation: Bloomimages Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH)

Der neue Konzertsaal in München wird erheblich teurer. Deshalb müssen private Spender dem Staat mit bis zu 140 Millionen Euro helfen - andernfalls wird nichts aus dem ehrgeizigen Bau.

Kommentar von Ulrich Schäfer

Schon wieder ein Großprojekt, das sehr viel teurer wird als ursprünglich geplant: Vor fünf Jahren, als es noch keinen Entwurf für das neue Konzerthaus in München gab, wurden die Kosten auf 350 Millionen Euro taxiert; mittlerweile liegen die Schätzungen bei bis zu 700 Millionen Euro. Dennoch ist es richtig, den Bau anzugehen - jedenfalls dann, wenn private Mäzene und Spender dem Staat einen erklecklichen Teil der Baukosten abnehmen.

Der Unternehmensberater und Kulturförderer Roland Berger hat vor zehn Jahren in der Süddeutschen Zeitung gesagt, durch private Spenden ließen sich zehn bis zwanzig Prozent der Baukosten aufbringen. Voraussetzung dafür seien ein attraktiver Standort und ein attraktives Konzept. Beides gibt es heute. Das neue Konzerthaus soll im Werksviertel errichtet werden, einem Stadtquartier, welches gerade auf einer Industriebrache unweit des Münchner Ostbahnhofs entsteht - hier werden etablierte Firmen und junge Start-ups zu Hause sein, hippe Bars, es wird Hunderte neue Wohnungen geben. Mittendrin, als kulturelles Herz mit digital bespielter Fassade: das Konzerthaus.

Dieses städtebaulich prägende Gebäude soll nicht bloß ein Ort für jene eher kleine Klientel sein, die seit jeher klassische Konzerte besucht, sondern es soll sich und die Musik öffnen für alle Gruppen der Gesellschaft. Geplant ist eine Begegnungs- und Lernstätte, die nicht nur dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks eine Heimat bietet, sondern vielen anderen Künstler und solchen, die es mal werden wollen, darunter Kinder und Jugendliche. Mariss Jansons, der langjährige Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, hatte jahrelang für dieses offene Konzept geworben.

Auch für die Hamburger Elbphilharmonie fanden sich lange vor dem Bau Spenden

Nirgendwo in der Republik gibt es so viele Vermögende und potente Unternehmen wie im Großraum München, die sich für das Konzerthaus engagieren könnten. Das Kulturprojekt böte ihnen die Möglichkeit, der Gesellschaft etwas zurückzugeben (das wäre angesichts der sozialen Not, die es auch in München gibt, natürlich längst nicht die einzige Möglichkeit). Zehn bis 20 Prozent der Baukosten entsprächen dabei angesichts der neuen Kostenschätzung einer Summe von bis zu 140 Millionen Euro; und dieser Anteil sollte eher die Untergrenze sein.

Auch für die Elbphilharmonie in Hamburg fanden sich, lange bevor es mit dem Bau losging, private Spender, allesamt erfolgreiche Unternehmen, die jeweils einen ein- bis zweistelligen Millionenbetrag stifteten. Am Ende kamen insgesamt 60 Millionen Euro zusammen. So wie in Hamburg will sich auch in München eine Stiftung um das Einwerben der Spenden kümmern. In deren mehr als 50-köpfigem, von Roland Berger geleiteten Kuratorium sitzen Unternehmer, Künstler wie Anne-Sophie Mutter und Igor Levit, aber auch der Fußballweltmeister Bastian Schweinsteiger.

Soll der Bau gelingen, brauchen CSU-Ministerpräsident Markus Söder und seine Staatsregierung angesichts schwindender Steuereinnahmen gute Argumente. Eines wäre, dass die Pandemie schmerzlich gezeigt hat, wie wichtig Kultur und Künstler für das öffentliche Leben sind. Ein weiteres, entscheidendes Argument aber müssen private Mäzene liefern, indem sie schon jetzt zügig und großzügig spenden. Nur dann kann und darf die Politik den Bau beschließen.

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