MeinungGedenken:Wenn die Besucher in Belsen ein Selfie machen

Kolumne von Norbert Frei

Lesezeit: 3 Min.

Nur er durfte hinein: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am vorvergangenen Sonntag in Buchenwald, zum 76. Jahrestag der Befreiung. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Wie vermittelt man 2021, was bis 1945 geschah? Wegen Corona sind die Gedenkstätten dicht. Es leben kaum noch Zeitzeugen. Immerhin, es gibt jetzt technisch die Chance, Fragen an Hologramme zu richten. Aber leider auch die Gelegenheit, sich furchtbar zu benehmen.

Die alt, sehr alt gewordenen jungen Menschen von damals hatten sich noch einmal treffen wollen, 75 Jahre danach. Aus aller Welt wären sie, zwölf Monate ist das jetzt her, an Orten zusammengekommen, an denen sie im Frühjahr 1945 befreit worden waren und an denen heute Gedenkstätten ihre Geschichte erzählen. Es hätte Gespräche gegeben in Buchenwald, Dachau, Bergen-Belsen, Ravensbrück und an weiteren der vielen Schauplätzen einstiger Unmenschlichkeit - direkte, persönliche Begegnungen mit letzten Überlebenden des nationalsozialistischen Lagersystems, wie sie angesichts der Pandemie nun auch zum 76. Jahrestag der Befreiung nicht möglich sind.

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