Steinquader, Räucherstäbchen, Farbpulver – die Weltreligionen kennen viele spannende Dinge. Dass sich aber Gläubige tagelang um ein Blechrohr scharen, das ist schon sehr besonders. Wobei man auch in der katholischen Kirche spätestens seit dem brennenden Dornbusch, aus dem Gott zu Mose sprach, um Feuer und Rauch nicht mehr herumkommt.
Daran erinnern zum Beispiel das Schwenken des (schon im vorchristlichen Zeitalter beliebten) Weihrauchfasses, Oster- und Martinsfeuer, der großzügige Einsatz von Kerzen während der Liturgie sowie der seit dem Jahr 1775 belegte Konklave-Rauch. Der Schornstein, welcher auch gerade wieder zur Papstwahl am Dach der Sixtinischen Kapelle errichtet wurde, hat zweierlei Funktionen: Er vermindert die Feinstaubbelastung im Saal der 133 eingesperrten Kardinäle beim Verbrennen der Wahlzettel. Zugleich dient er der Außenwelt als Farbsignal sowie Symbol für den Heiligen Geist, der in der christlichen Kunst gerne als weiße Taube dargestellt wird. Deutlich seltener ist seine Darstellung als Möwe trotz der wiederholten Hartnäckigkeit einer solchen, die sich gleich neben dem Rohr unverschämt in Szene setzte.